Teil 4 – Mein höchstes Ideal

Jesus – Mariens Sohn
nach der Lehre des Seligen P. Chaminade


Mein Soldat

1. Meine Sendung und deine Sendung

Maria:

1. Mein Sohn, höre nun auf das, was ich dir sagen will, und bemühe dich, den Sinn recht zu erfassen.
Ein Geheimnis habe ich dir zu offenbaren, ein Geheimnis, das uns beide betrifft.

2. Als mir der Engel Gabriel ankündigte, der sohn Gottes wolle aus mir geboren werden, verkündete er mir gleichzeitig, daß dieser Erlöser, mein Sohn geworden, sich Jesus nennen würde. Da verstand ich, daß er, der Erlöser, mich teilnehmen lassen wollte an seinem Erlösungswerk. Ich sah, daß ich mich durch meine Einwilligung bereit erklärte, mitzuwirken im Geheimnis der Menschwerdung und zugleich der Erlösung. Ich gab mein “fiat” ( = lat.: “es geschehe”, “mir geschehe, wie du es gesagt hast”). Von diesem Augenblick an habe ich bis zum letzten Atemzuge Jesu mit Ihm an der Rettung der Menschen mitgewirkt. Von mir stammte Fleisch und Blut des Opferlammes; ich zog es auf im Hinblick auf das Kreuzesopfer; meine Gebete und Leiden vereinte ich mit Seinen Gebeten und mit Seinen Leiden, meinen Willen mit Seinem Willen. Ich brachte meinen Sohn dem himmlischen Vater als höchstes Opfer dar. Jesus war Erlöser; ich die Miterlöserin.

3. Bedenke nun wohl, daß Gottes Gaben und Berufungen Ihn nicht reuen! Die Mitwirkung, die ich meinem Sohn in Nazareth und auf Kalvaria geboten, die muß ich Ihm bis ans Ende der Zeiten leisten. Ich habe Jesus am Tag der Menschwerdung der ganzen Welt geschenkt; ich muß Ihn im Laufe der Jahrhunderte jedem einzelnen Menschen schenken. Ebenso setzt sich mein Mitwirken im Werk der Erlösung bei jeder einzelnen Seele fort. Denn die Erlösung ist in ihrer tatsächlichen Auswirkung noch nicht vollendet. Die Gnade des Heils ist zwar auf Kalvaria allen Seelen verdient worden, doch sie muß noch jeder besonders zugewendet werden. Siehe, das ist meine Sendung bis ans Ende der Zeiten. Mit Jesus habe ich an der Rettung aller Seelen mitgewirkt; mit Jesus soll ich auch an ihrer Bekehrung und Heiligung mitarbeiten.

4. Könnte es auch anders sein? Indem ich die Mutter Jesu wurde, bin ich auch zugleich die Mutter all derer geworden, die einst seine Brüder werden sollten. Muß ich denn nicht als wahre Mutter über das Leben und Heil meiner Kinder wachen?

5. Du siehst also, es ist eine apostolische Sendung, die mir Gott am Tage meiner Aufnahme in den Himmel anvertraut hat; eine apostolische Sendung, die sich auf alle Menschen erstreckt, wie es auch meine Tätigkeit als Miterlöserin gewesen war, und wie es jetzt meine geistige Mutterschaft ist.

6. Ich bin die Königin der Apostel, nicht nur deshalb, weil ich mit mütterlicher Liebe über die ersten Apostel wachte, nicht nur, weil auch ihre Nachfolger durch mich segensreich für die Seelen wirkten, was ohne mich nicht möglich gewesen wäre, sondern weil ihr Apostolat nur eine begrenzte Teilnahme an jenem allgemeinen Apostolat ist, das mir anvertraut wurde, mir in erster Linie.

7. Dieses Apostolat ist ein Kampf. Jede einzelne Seele muß ich dem Teufel entreißen und zu Jesus und dem Vater führen. Als der Verführer über den Fall der ersten Menschen triumphierte, sagte Gott seinen Sturz voraus: “Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deiner und ihrer Nachkommenschaft. Sie wird dir den Kopf zertreten.” (vgl. Genesis!) Ich habe sein Haupt durch meine Unbefleckte Empfängnis zertreten. Doch das war nur das erste Glied einer langen Kette von Siegen. Bis zum Ende der Zeiten werde ich ihm das Haupt zermalmen. Ich bin seine unversöhnliche Gegnerin, gefährlicher als ein wohlgeordnetes Heer.

8. Im Kampf um die Seelen habe ich ihm schon in den ersten Jahren der Kirche Niederlagen beigebracht. Seit dieser Zeit habe ich die Irrlehren besiegt und ungezählte Sünder auf den Weg des Heiles zurückgeführt. So hat Gott gewollt, daß meine Eroberungen von Jahrhundert zu Jahrhundert stets offenkundiger werden, und Er will, daß sie in Zukunft vor aller Augen in noch nie gesehenem Glanz erstrahlen.

9. Satan scheint der Sieger in der Welt zu sein. Fürchte nichts! Eben wegen seiner stets wachsenden Macht will Gott, daß ich mehr hervortrete, um ihm das Haupt zu zermalmen. Mein Reich muß in der ganzen Welt aufgerichtet werden; dann wird das Reich meines Sohnes mit seiner ganzen Segensfülle kommen.

Ist es dir noch nicht aufgefallen, daß man seit der Verkündigung des Dogmas meiner Unbefleckten Empfängnis, – des Geheimnisses meines ersten Sieges über die Hölle -, den Heiland besser kennt, inniger liebt und Ihm treuer dient: daß Seine Person, Sein heiligstes Altarsakrament, Sein heiligstes Herz und Sein Königtum mit einer Verehrung umgeben werden, wie sie in ihrer Hingabe und Glut vorher noch nie geübt wurden? Seines Reiches wird, wie der Engel es vorhergesagt, kein Ende sein. Jetzt aber wie damals bin ich es, die der Welt ihren König schenken soll.

Das letzte Zeitalter der Kirche wird ganz besonders mein Zeitalter sein. Wunderbares wird durch mich und für mich gewirkt werden. Wie noch nie zuvor wird dann Satan von der Ferse einer Frau zertreten werden. Die Kirche wird eine Fruchtbarkeit offenbaren und eine erobernde Macht entfalten, wie man sie noch nie gesehen. Jesus wird dann von immer mehr Seelen geliebt werden und auch jene werden Ihm huldigen, die Ihn am hartnäckigsten bekämpft haben.

10. Das ist nun mein Anteil am Geheimnis, das ich dir offenbaren wollte.

Und nun der deine: Es ist Gottes Ratschluß, die Menschen, gewisse Menschen besonders, an der Ausführung der Werke Seiner Liebe teilnehmen zu lassen. Von der Treue dieser Menschen zu ihrer Berufung will Er den Erfolg dieser Werke abhängig machen. Jesus brauchte – denn so war es Sein Wille – die Mithilfe Seiner Apostel und ihrer Nachfolger, um auf Erden die vom Vater erhaltene Sendung fortzusetzen. Ebenso brauche auch ich Gehilfen und Soldaten, um meine Sendung zur Eroberung der Welt erfüllen zu können. Wann wird man die Wunderwerke sehen, die ich angekündigt? Erst dann, wenn meine Kinder meine apostolische Aufgabe verstehen und einwilligen werden, an meiner Seite und unter meiner Führung den Kampf aufzunehmen.

11. Du aber, du hast meine Aufgabe verstanden. Willst du mein Soldat sein? Willst du mir helfen, meine Kinder Satan zu entreißen, um sie zu Jesus zu führen? Willst du auch Anteil haben an dem Sieg, der mir zugesichert ist? Nach dem Beispiel deines göttlichen Vorbilds hast du dich mir ganz hingegeben. Mir hast du deinen Leib, deine Seele, all dein Arbeiten geweiht. Möchtest du deine Weihe rückgängig machen, da du nun weißt, wozu ich dich brauche?

12. In der Kindesliebe zu mir sahst du zuerst vielleicht bloß das Vertrauen eines Kindes, das auf dem Schoß seiner Mutter ruht. Und ich, ich führe dich aufs Schlachtfeld. War Jesus nur in der Vertrautheit von Nazareth mein Kind? War Er es nicht ebenso sehr auch dann, als Er das Reich des Fürsten dieser Welt vernichtete und das Menschengeschlecht befreite? Ist Er denn nicht gerade darum mein Sohn geworden, um Erlöser der Menschen zu werden? Er hat auch dich berufen, eines meiner Lieblingskinder zu sein, und so wollte Er, daß auch du mithilfst, Seelen zu retten. Sei entweder Apostel oder entsage der Ehre, mein bevorzugtes Kind zu sein!

Die Seele:

O Maria! Dein bin ich ganz und gar, und alles, was mein ist, ist dein!
Mit dir und unter deiner Führung will ich arbeiten, kämpfen, leiden und sterben. –
Maria duce! (Unter Mariens Führung) soll mein Losungswort sein!


2. Heiliges Feuer

Maria:

1. Du bist entschlossen, mein Apostel zu werden. Nun fragst du dich aber, wie das in deiner Lebenslage möglich ist. Wenn du kein Priester bist, hast du ja nicht die Aufgabe zu predigen.

2. Denke an die Verbreiter falscher Lehren, die immer wieder in der Weltgeschichte auftraten und in wenigen Jahren Millionen Anhänger gewannen. Mit welchem Priestertum waren sie bekleidet? Wer hat ihnen die Sendung zu predigen gegeben? Um zu ihrem Ziel zu gelangen, haben viele unter ihnen Spott, Verfolgung, Gefängnis ertragen müssen, manche mußten sogar den Scheiterhaufen oder das Schafott besteigen. Doch sie haben sich zu leidenschaftlichen Aposteln einer Idee aufgeworfen – einer durch Satan erfundenen Lüge – und hatten Erfolg. Und du, Apostel Christi und Seiner Mutter, du fragst noch zagend, wie du siegen könntest?

3. Wende nicht ein, daß diese Verbreiter des Irrtums leichtes Spiel hatten, weil sie, um Beifall zu ernten, nur den Leidenschaften zu huldigen brauchten. Du hast wirksamere Mittel zum Erfolg! Du hast, um das tiefe Sehnen der Menschheit zu erfüllen, die Lehre der Wahrheit, die befreit, des Glückes, das allein befriedigt, des unbekannten Gottes, nach dem die Welt flehend ruft; du hast, um dich zu stützen, die Allmacht des lebendigen Gottes.

4. Haben die ersten Prediger Christi bei den Juden und Heiden den Leidenschaften ihrer Zuhörer geschmeichelt? Haben sie ihren Jüngern nicht herbes Entsagen vorgeschrieben und ihnen die Verpflichtung auferlegt, auch Verfolgung, Kerker, Schwert und Feuer um des Glaubens willen bereitwilligst auf sich zu nehmen? Und dennoch bekehrten sie in so wunderbar kurzer Zeit gewaltige Volksmassen. In ihrem Herzen brannte eben das heilige Feuer des Apostolates. Wenn doch dieses Feuer mit der gleichen Glut auch in ihren Nachfolgern gebrannt hätte! Seit Jahrhunderten schon wäre der Name meines Sohnes allen Menschen verkündet.

5. Dieses heilige Feuer mußt auch du in deiner Seele entzünden. Du fragst: “Wie und wo?” Komm, folge mir auf den Kalvarienberg! Stelle dich an meine Seite dem gekreuzigten Jesus gegenüber! Siehe Seinen Leib, wie er unter furchtbaren Qualen bebt! Noch tausendmal schmerzlicher leidet Seine Seele! Was erfüllt Ihn mit solch unermeßlicher Trostlosigkeit? Es ist vor allem der Anblick der Menschen, für die Er Sein Blut umsonst vergießt, die aus Seinem Leiden keinen Nutzen ziehen werden, weil sie der Gnade widerstehen und weil jene, die bei ihnen das Werk der Erlösung fortsetzen sollten, sich nicht darum kümmern.

6. Höre den Heiland vom Kreuz: “Frau, siehe da, deinen Sohn! Sohn, siehe da, deine Mutter!” Ich und du, wir sind es, zu denen Er spricht. Suche die Tiefe meines Schmerzes zu ergründen, mein Sohn. Wozu solch ein Martyrium? Es war die Teilnahme an Seinen seelischen und körperlichen Todesqualen. Denn mit Ihm schaute auch ich die vielen Menschen, denen ich Mutter des ewigen Lebens sein wollte und von denen ich voraussah, daß sie verlorengehen werden…

7. “Frau, siehe da, deinen Sohn!” Er wird dir helfen, deine Kinder vor dem ewigen Verderben zu retten. Er wird diese armen Verirrten zu dir zurückführen. Er wird dir in deiner apostolischen Aufgabe helfen und unser beider Trost sein! Hast du die Absichten Jesu verstanden? O wenn doch das Bild von Kalvaria dir stets vor Augen wäre, sich dir unaufhörlich einprägen würde! O daß du doch stets den lauten Ruf des sterbenden Christus und das Seufzen deiner Mutter hörtest! … Dann würdest du wissen, was es heißt, Apostel zu sein.

8. Höre noch: “Mich dürstet!” Mich dürstet nach Seelen. Gib du mir viele Seelen.

Die Seele:

O meine Mutter, laß mich niemals meine dreifache Liebe vergessen: Jesus, Maria, die Seelen.


3. Das apostolische Gebet

Maria:

1. Mein Sohn, weißt du, daß dir in deiner Sendung als Apostel eine überaus wirksame Waffe zur Verfügung steht, nämlich das Gebet?
Du glaubst gewiß daran, daß man für das Heil der Seelen ebensoviel durch das Gebet wie durch eine Predigt wirken kann. Du gibst auch gern zu, daß das Gebet den Greisen, Kranken und allen jenen, die sich den äußeren Werken des Seeleneifers nicht widmen können, ein trostreicher Ersatz für das direkte Apostolat sein kann. Und doch, wie wenig begreifst du noch die apostolische Wirksamkeit des Gebetes!

2. Das Gebet ist weit mehr als ein bloßer Ersatz für die unmittelbare Tätigkeit. Es ist eine Waffe für den Apostel, die an Wirksamkeit jede äußere Betätigung unvergleichlich übertrifft. Jesus hat drei Jahre lang gepredigt. Er hatte aber vorher dreißig Jahre gebetet und während der drei Jahre Seiner öffentlichen Tätigkeit verharrte Er nicht nur ganze Nächte im Gebet, sondern sprach im Grunde Seiner Seele ständig mit dem Vater. Ich bin Ihm beigestanden, die Menschen zu retten. Wohl habe ich nicht gepredigt, nicht die Kirche geleitet und keine auffallenden Wunder gewirkt, aber gebetet habe ich und gelitten. Gleich mir hat auch der heilige Joseph gebetet und gelitten. Obwohl keines seiner Worte aufgezeichnet ist, hat er für die Bekehrung der Menschen mehr getan als Johannes, Petrus und Paulus.
Schau auf das Leben jener, die Apostel waren; sie alle, die großen Seeleneroberer, waren Männer des Gebetes.

3. Wehe dem Apostel, der nicht betet! Tönendes Erz und klingende Schelle ist er bloß; er verbraucht sich, wird müde und geht vielleicht dennoch verloren, ohne den Seelen Gutes getan zu haben. Und wenn seine Arbeit Früchte des Heiles trägt, so ist dies den Gebeten einer Seele zuzuschreiben, die er nicht kennt, und die es selbst nicht weiß. Er wird dafür keinen Lohn erhalten.

4. Könnte es auch anders sein? Bekehren, heiligen, Seelen retten, das sind übernatürliche Werke. Kann man aber mit natürlichen Mitteln Übernatürliches erreichen? Das Übernatürliche ist die Frucht der Gnade und die Gnade die Frucht des Gebetes. Je mehr man betet, um so mehr kann man im Reich der Übernatur wirken.

5. So will Gott unsere Werke haben, wie Er sinnlich wahrnehmbare Zeichen will, um die sakramentale Gnade zu bewirken. Wie aber alle Wasser des Ozeans aus sich heraus nicht imstande sind, die Seele eines kleinen Kindes reinzuwaschen, so vermögen auch alle äußeren Werke nicht, einen einzigen Menschen zu bekehren oder zu heiligen. Das Wort des Priesters muß seine Handlungen begleiten, wenn er das Wasser über die Stirne des Neugeborenen gießt. Ebenso muß das Gebet die äußere Tätigkeit des Apostels begleiten. Ja, das Gebet kann die Betätigung vollkommen ersetzen, wenn sie unmöglich ist, wie auch die Begierdetaufe die Wassertaufe ersetzt, wo diese nicht gespendet werden kann.

6. Ist Gott nicht allmächtig? Verfügt Er nicht über unzählige Mittel, Seine Heilsgnade den Seelen zukommen zu lassen? Einer einfachen Bemerkung, einem Wort kann Er wunderbare Wirksamkeit verleihen. Durch ein gelesenes oder gehörtes, vielleicht sogar falsch verstandenes Wort, durch ein plötzliches Unglück oder ein ganz gewöhnliches Ereignis kann Er erleuchten, ergreifen und bekehren. Es steht in Seiner Macht, zu bewirken, daß auch Seine Feinde an der Ausführung Seiner Beschlüsse arbeiten. Der Prophet Balaam war gesandt, Israel zu fluchen; statt zu fluchen, mußte er segnen. Was dem Apostolat fehlt, sind nicht so sehr die Werke als vielmehr das Gebet.

7. Hast du das verstanden? Wenn ja, bemühst du dich, mehr durch Gebet Apostel zu sein als durch äußere Betätigung? Denkst du täglich daran, nach apostolischen Meinungen zu beten? Willst du eine Seele gewinnen, so denkst du nach, welche Schritte du unternehmen und was du sagen mußt; das ist ganz recht. Doch denkst du auch ans Beten? Erwartest du das Gelingen deines Vorgehens eher von Gott, zu dem du gebetet, oder von deiner Gewandtheit und Überzeugungskraft?

8. Bete, bete und bete immer mehr für die Bekehrung und Heiligung der Seelen! Allen deinen Gebeten und Kommunionen solltest du eine apostolische Meinung beigeben! Mache deine Handlungen und Leiden zum Gebet, indem du sie durch meine Hände Gott in dieser oder jener besonderen Absicht, doch stets nach der meinen, aufopferst. An all das knüpfe noch die Aufopferung aller heiliger Messen, die an diesem Tag auf der ganzen Erde gefeiert werden.

9. Bete für deine Eltern und alle deine Lieben!
Bete für die Kirche, den Papst, die Bischöfe, die Priester und alle Missionare und Apostel!
Bete besonders für alle, die sich wie du unter mein Banner geschart haben,
um durch das Kommen meines Reiches die Ankunft Christi zu beschleunigen.
Bete für die, denen du Gutes tatest, damit dieses Gute bleibe!
Bete für die, denen du hättest Gutes tun sollen, damit dein Gebet deine Nachlässigkeit sühne!
Bete für alle, denen du im Laufe des Tages begegnest, damit du ihnen all das Gute erweisen kannst,  das zu tun du berufen bist!

10. Bete vor jeder Handlung, damit ihr Gott den vollen Erfolg gewähre, den Er ihr wünscht!
Bete, wenn sie schwer zu werden droht, damit dein Gebet deine Ohnmacht ersetze!
Bete, wenn sie leicht zu sein scheint, damit du dich dabei nicht auf deine natürliche Geschicklichkeit verläßt,
denn dann würde dein Tun übernatürlich wertlos sein.
Bete während der Handlung, damit Gott auch weiterhin durch dich wirkt!
Bete nach der Handlung, um Gott zu danken, wenn du Erfolg hattest, oder damit das Gute doch geschehe, auch trotz deines scheinbaren Mißerfolgs. Merke dir dabei, daß Gott dir um so mehr Erfolg schenken wird, je mehr Er dich zum Gebet zwingt.
Bete und lasse nie nach zu beten! Dann wirst du durch mich und für mich Wunderbares leisten.

Die Seele:

O Mutter, dein Leben war ein Leben immerwährenden Gebetes für die Verherrlichung des Vaters,
die Lebensaufgabe des Sohnes und das Heil deiner Kinder. Lehre mich beten!


4. Das erlösende Leiden

Maria:

1. Mein Sohn, höre und verstehe wohl! Ich will dir von einer Lehre sprechen, die du um so schwerer auffassen wirst, je mehr du dir einbildest, sie schon lange zu kennen. Es ist die Lehre vom Heil durch das Kreuz. Alle, die im christlichen Apostolat stehen, wissen, welche bedeutende Rolle bei der Rettung der Seelen das Leiden spielt. Sie wissen, daß Jesus gerade durch Sein Leiden und Seinen Tod die Welt erlöst hat; daß ich, um Miterlöserin zu werden, Mutter der Schmerzen werden mußte, und daß alle großen Apostel durch viele Drangsale gehen mußten. Doch wenn das Leid einmal wirklich auch bei ihnen anpocht, da denken sie nicht mehr an die Bedeutung des Kreuzes; sie wundern sich und werden mutlos. Für sie ist das Kreuz wie für die Juden ein Ärgernis geblieben. Glauben sie denn, sie könnten an der Erlösertätigkeit Jesu teilhaben, ohne auch Sein Erlöserleid zu teilen?

2. Du aber, sieh dem Kreuz, das dich erwartet, mutig entgegen! Du wirst dir harte Opfer auferlegen müssen; du wirst arbeiten, dich mühen, dich völlig hingeben und für die Seelen erschöpfen müssen, und das nicht nur einige Stunden, einige Tage lang, sondern so lange, als es noch Seelen zu retten gibt; nicht nur in Stunden der Begeisterung und des Erfolgs, sondern auch dann, wenn Schwierigkeiten dich umgeben und Ekel dich erfaßt hat. Du wirst dir Opfer auferlegen, dich zum Opfer hingeben müssen für jene Seelen, die du retten willst. Je härter deine Bemühungen zu sein scheinen, um so mehr sollst du dich abtöten und sühnen.

3. Bist du bereit, dieses Kreuz zu umfangen? Schau, es gibt noch ein anderes, ein weit schwereres Kreuz, um so schwerer zu tragen, weil nicht du es bist, der es dir auferlegt, und weil es dich in Bestürzung versetzen kann. Man wird deine Absichten verdächtigen, wird über deine Pläne lächeln, dein Arbeiten tadeln. Jene, die dir helfen sollten, werden dir gleichgültig zuschauen oder darauf ausgehen, das niederzureißen, was du mühsam aufgebaut hast. Die, die dich ermuntern sollten, werden deine Unternehmungen mißbilligen und zum Stillstand bringen. Alle möglichen Schwierigkeiten wird man dir in den Weg legen, und mit Freude wird man laut verkünden, daß man deine Mißerfolge schon lange vorausgesagt hat. Das Kreuz, das du selbst dir auferlegt hast, das trägst du gern. In das Kreuz, das Krankheit oder Armut dir aufbürden, vermagst du dich noch zu ergeben. Jenes Kreuz jedoch, das die Unwissenheit, die Dummheit und die Bosheit der Menschen dir bereiten, dieses Kreuz empört dich fast. Und dennoch enthält gerade dieses Kreuz die größte Erlösungskraft.

4. Betrachte Jesus! Hat Er sich selbst das Leiden auferlegt, durch das Er dich errettet? Haben Ihm nicht Unwissenheit, Torheit und menschliche Bosheit das Kreuz bereitet? Waren es nicht gerade jene Menschen, die kraft ihres Amtes Ihm bei der Rettung ihres Volkes hätten beistehen sollen?

5. Wundere dich nicht, wenn der teufel dein Unternehmen stets zu vereiteln sucht! Denn mich greift er an, wenn er meine Soldaten angreift. Bewahre ungeschmälert dein volles Vertrauen und all deinen Mut. Seine Niederlage wird nur um so vollständiger sein; denn ich habe ihm den Kopf zertreten und werde dies weiter tun.

6. Aber merke dir wohl, daß das Leiden an sich noch nicht erlöst, sondern erst dann, wenn es eng mit Jesu Leiden vereint ist!
Mit deinen Leiden verhält es sich so wie mit deiner Person. Aus dir selbst bist du bloß ein armer Sünder, mit Jesus aber nimmst du teil am göttlichen Leben. So ist jedes Leiden an sich unfruchtbar; ist es aber mit dem Leiden Jesu verbunden, wird es in die göttliche Wirksamkeit Seines Leidens hineingenommen.

7. Wenn dich das Leid in deinem Apostolat heimsucht, komm und schließ dich enger mir an! Wir wollen dann gemeinsam auf den Kalvarienberg hinaufgehen. Dort, am Fuß des Kreuzes der Erlösung wirst du den unermeßlichen Wert dieses Leidens verstehen, das dich in Verwirrung brachte und dich fast erdrückte. Sogar das Leiden, das dir die Torheit und Bosheit der Menschen bereitet, wird dir lieb werden. Du wirst darin nicht mehr die Menschen sehen, die es dir verursachen, sondern deine Mutter, die dir erlaubt, an ihrer Erlösungsaufgabe teilzunehmen. Du wirst in diesem Leiden die Seelen sehen, die du dadurch mit retten hilfst…

8. Eine recht herbe Lehre für dich, mein liebes Kind! Aber es ist eine Lehre des Glaubens, der Liebe und des Sieges.
Habe ich zu viel vorausgesetzt, als ich glaubte, du seiest fähig, sie zu verstehen?

Die Seele:

O Mutter, du kennst meine Feigheit und Opferscheu.
Aber du weißt auch, wie ich dich lieben und dir helfen möchte bei der Verwirklichung deiner Aufgabe.
Wenn aber die Prüfung über mich kommt, dann wirst du mich stützen,
und dann werde ich alles erleiden können, was du willst, weil du es willst, was immer es auch kosten mag.


5. Die Predigt durch das Leben

Maria:

1. Mein Sohn, an das direkte, aber doch wunderbar fruchtbare Apostolat des Gebetes und Leidens muß sich die direkte Tätigkeit von Seele zu Seele anschließen. Du denkst an das Apostolat durch das Wort. Es ist zwar wichtig, aber es gibt ein anderes, das ihm vorausgehen, es begleiten und ihm folgen muß: das Apostolat des Lebens.

2. Du brauchst keine lange Erfahrung, um feststellen zu können, daß an gewissen Seelen jedes Wort, und sei es noch so beredt, wirkungslos abgleitet. Das Wort bringt nur dann Frucht, wenn es in eine Seele fällt, die bereit ist, es aufzunehmen. Wie könnte das Samenkorn Frucht tragen, wenn es auf steinigen Boden oder unter Dornen und Disteln fällt? Das Beispiel deines Lebens ist es, das die Seelen vorbereitet, dein Wort aufzunehmen. Oft wirken die geringste Handlung, ein Blick, ein Lächeln mehr Gutes als eine lange Rede.

3. Erzwinge durch deine Person Achtung vor der Religion, die du bekennst!
Halte in dir stets den Gedanken an deine Größe als Christ wach und das Bewußtsein der Gegenwart Gottes in dir und erweise dich deren würdig! In deiner Nähe sollten die Menschen wie in einem Heiligtum, den Eindruck von etwas Geheimnisvollem haben, das darin wohnt. Inmitten der allgemeinen Verdorbenheit soll deine Tugend über jeden Verdacht erhaben sein.
Sei ehrenhaft und redlich, wenn auch um dich herum jedermann darauf bedacht ist, sich auf Kosten der anderen zu bereichern!
Sei gerade und aufrichtig, selbst dann, wenn Lüge und Verstellung sozusagen allgemeines Gesetz geworden sind!
Sei gewissenhaft und pflichttreu, auch unter Menschen, die scheinbar jeden Begriff von Pflicht und Gewissen verloren haben! Auch jene, die nicht deine Glaubensbrüder sind, ja selbst die, welche den Glauben bekämpfen, sie alle sollten Christus in dir und in deinem christlichen Verhalten Achtung zollen müssen.

4. Zeige dich so, wie du bist, ohne Hochmut, doch auch ohne Menschenfurcht! Worüber solltest du erröten? Daß du die Wahrheit besitzt, während die anderen nur den Irrtum kennen? Daß du das Bewußtsein deiner Würde hast, während sich die anderen durch erniedrigende Leidenschaften knechten lassen? Daß du Jünger Christi und Streiter Seiner Mutter bist? Fürchtest du, von jenen nicht geachtet zu werden, die anders denken und handeln als du? Hast du noch nie bemerkt, daß alle Menschen, auch die entartetsten, jene achten, die den Mut aufbringen, persönliche Überzeugung zu haben und ihr Leben danach zu ausrichten? Sei Christ ohne Furcht und Tadel! Dann wird dein Benehmen jeden Augenblick eine Predigt sein.

5. Es ist etwas Großes, der Lehre Christi in dir Achtung zu verschaffen. Aber gehe weiter, erwirb ihr die Liebe der Menschen! Nimm dich der anderen an, erweise ihnen Liebesdienste, wo du nur kannst. Höre ihre Klagen, lindere ihr Elend, verbinde ihre Wunden, hilf ihnen bei der Arbeit, sei zuvorkommend und liebenswürdig mit allen, die sich dir nähern. Kurz, werde allen alles, und du wirst sie alle für Christus gewinnen. Wenn sie sich durch dich glücklicher fühlen, werden sie schließlich auch jene Lehre liebgewinnen, die aus dir eine solche Quelle der Freude gemacht hat. In deiner Nähe sollten sie besser verstehen, was Liebe ist, und sie werden dann auch besser verstehen, was Gott ist, auch wenn sie nicht einmal Seinen Namen kennen. Denn Gott ist kein Name, Gott ist die Liebe. Indem sie sich der Liebe erschließen, erschließen sie sich Gott.

6. Um allen alles zu werden, darfst du an den Menschen nicht ihre Vorzüge oder Fehler sehen, nicht ihre Tugenden oder ihre Laster, nicht ihre guten oder schlechten Handlungen, sondern sieh in ihnen den Preis des Blutes Jesu und meiner unermeßlichen Schmerzen! Liebe sie mit der Liebe ihres Erlösers und ihrer Mutter, und du wirst sie für die Liebe gewinnen und durch die Liebe zu Gott.

Die Seele:

O Mutter, ich habe viele deiner Kinder kennengelernt, deren Leben eine ständige Predigt des guten Beispiels ist.
Und ich, ich habe so oft denen, die mich umgeben, Ärgernis gegeben.
Von nun an will ich mich mit deiner Hilfe ernstlich bemühen, durch mein Verhalten Zeugnis zu geben für Jesus.
Gib, daß wer mich sieht, näher zu Ihm kommt.


6. Das Wort des Heiles

Maria:

1. Mein Sohn, lerne als Apostel sprechen, um in deiner Umgebung den Geist Christi zu verbreiten! Wende nicht ein: “Ich habe keine Gelegenheit dazu!” Die Gelegenheit ist da; man muß sie nur finden, und wenn sie nicht da ist, muß man sie schaffen. Kind des Lichtes, soll ich dich zu den Kindern der Finsternis in die Schule schicken? Sie wissen überall Gelegenheit zu finden, ihre unheilvolle Lehre auszustreuen, in persönlicher Unterhaltung, auf der Straße, in der Werkstatt, auf der Reise, selbst in Stunden der Erholung. Was diese vermögen, um Seelen zu verderben, kannst du das nicht auch, um Seelen zu retten? Nimm dich in acht! Wenn du dich für zu schwach hältst, sind es nicht die Gelegenheiten, an denen es dir fehlt. Heiliger, apostolischer Eifer ist’s, der dir abgeht. Komm, entzünde ihn auf Kalvaria und du wirst Gelegenheit finden, dadurch andere zu entflammen.

2. Um als Apostel zu reden, braucht man nicht gerade zu predigen. Rede nur bei jeder Begegnung so, wie es dir deine christliche Überzeugung eingibt! Über Dinge, Personen, Ereignisse denke wie Jesus und habe den Mut, deine Gedanken auszusprechen! Streite selten und demütige niemand! Bringe deine Ideen einfach vor! Die Wahrheit hat in sich schon eine Anziehungskraft, denn die Wahrheit ist es, die befreit. An und für sich ist sie erobernd, denn ihr Glanz ruft zur Nachfolge auf. Bilde dir nicht ein, du müßtest für gewöhnlich lange Reden halten. Eine kurze Erklärung, ein guter Rat, ein bloßer Gedankenaustausch, manchmal nur ein Ausruf kann genügen, um in einer aufrichtigen Seele das Licht zu entzünden.

3. Vergiß nie, daß nicht so sehr deine Beweisgründe es sind, die überzeugen, sondern deine Person! Sprich einfach, aber mutig. Du besitzt ja die untrügliche Wahrheit. Man sollte fühlen, daß du tief überzeugt bist von dem, was du sagst. Leicht wirst du Glauben finden, wenn dein Benehmen stets deinen Worten entspricht. Man soll es dir ansehen, daß es dir nicht so sehr darum zu tun ist, einen Sieg zu erringen, sondern jenen Gutes zu tun, die dich anhören. Lerne ohne Unterlaß, in die Lehre Christi einzudringen, um sie leichter in das Leben umzusetzen und bezeugen zu können. Werde vorbildlich in deinem Beruf! Wenn man weiß, daß du in deiner Arbeit erfahren bist, wird man annehmen, daß du es auch in deiner Lehre bist.

4. Nur durch eine lange Lehrzeit wirst du die Fertigkeit des apostolischen Wortes erlangen. Bitte mich vor jedem Gespräch, daß ich dir eingebe, was du sagen sollst. Prüfe dich nach der Unterhaltung in meiner Gegenwart, ob es dir gelungen ist, jemand besser und glücklicher zu machen, und überlege dann, wie du das nächste Mal noch mehr Erfolg erringen könntest. Je mehr du dich dabei von mir leiten läßt, um so schnellere und umfangreichere Fortschritte wirst du machen. Für mich und durch mich mußt du Apostel werden!

Die Seele:

O Maria, ich bekenne, daß ich mich nur sehr wenig bemüht habe, die Lehre deines Sohnes zu verbreiten,
weil ich mich in meinen Beziehungen zu den Menschen zu sehr von der Eigenliebe leiten ließ.
Von nun an will ich nur an Jesus und an die Seelen denken.
Ich werde mich an dich wenden, bevor ich spreche, und du wirst mir die rechten Worte eingeben.


7. In der Einigkeit liegt die Kraft

Maria:

1. Mein Kind, bleibe nicht allein! Schließe dich jenen an, die das gleiche apostolische Ziel wie du verfolgen! Willst du das heilige Feuer des Apostolates auf dem Grund deines Herzens eingeschlossen halten, wirst du es ersticken. Wenn du dich mit anderen über gemeinsame Ideen und Absichten aussprichst, wirst du sie in dir und auch in anderen mehr bestärken. Die Einigkeit entfacht nicht bloß euren gemeinsamen Eifer, nein, sie wird ihm auch noch eine unvergleichliche Kraft verleihen. Wenn du mit einem anderen zusammenarbeitest, wirst du nicht zweimal, sondern zehnmal so stark sein. Und wenn ihr dann eine kleine Gruppe seid, fest geeint unter meinem Banner, werdet ihr unbesiegbar sein.

2. Wo wirst du diese Mitkämpfer finden, die vom gleichen Geist beseelt sind wie du? Suche, und du wirst finden! Vielleicht gibt es schon solche um dich herum, die dich bereitwillig in ihre Reihen aufnehmen würden. Schließe dich ihnen an! Wenn es dir möglich ist, in eine Marianische Kongregation einzutreten, überlege nicht lange! Vielleicht sind um dich herum Menschen, die keiner katholischen Vereinigung angehören. Auch unter diesen kannst du sicher einige ausfindig machen, die dich verstehen. Oft leben mehrere Gleichgesinnte nebeneinander und glauben sich dennoch jeder einzig in seiner Art. Wenn dann nach Monaten oder nach Jahren durch einen glücklichen Zufall in einem Gespräch sich einer dem anderen offenbart, können sie sich nicht genug wundern, daß sie sich so lange für fremd gehalten, obwohl sie seelisch so nahe verwandt waren. Mache den Versuch und sprich zu anderen von dem, was dir am Herzen liegt. Du wirst sehen, welche Antworten du erhalten wirst.

3. Vielleicht wirst du nicht sogleich jene finden, die dein Ideal teilen können. Aber merke dir: Nicht jene werden immer deine besten Mitarbeiter sein, die als die ersten und mit der flammendsten Begeisterung deiner Annäherung entsprechen. Denn Urteilsvermögen, Willenskraft, Großmut und die Fähigkeit, sich hinzugeben, sind mehr wert als schnell entfachter Eifer. Sage nicht: “Ich kann nichts ausrichten. Alle in meiner Umgebung sind gleichgültig.” Es gibt edeldenkende, großmütige Seelen, die sich nicht kennen. An dir ist es, sie ihrer verborgenen Schätze bewußt werden zu lassen. Wie glücklich werden sie sein, wenn sie fühlen, wie in der Tiefe ihres Wesens das Streben nach Vollkommenheit und der Drang zur Hingabe an eine große Sache erwachen.

4. Bisweilen sind jene Menschen, deren Anschauungen zu den deinigen im schärfsten Gegensatz stehen, am besten geeignet, später deine Mitstreiter zu werden. Wurde nicht aus dem Verfolger Saulus der große Apostel Christi? Schau weniger auf die Worte und Handlungen der Menschen, als vielmehr auf die inneren Gesinnungen, aus denen jene stammen. Ein Mensch, der zwar ungläubig, aber aufrichtig, großmütig, feurig ist, wäre geeigneter, mit dir die gleichen Schlachten zu schlagen als ein Christ ohne Kraft und Opfergeist.

5. Du wirst vielleicht lange suchen müssen, wirst die Gefährten vielleicht mit Mühe heranbilden müssen, du wirst so manche Enttäuschung erleben. Laß dich dennoch nicht entmutigen! Überall hat Christus Seine Auserwählten. Suche, bis du sie findest!

6. Anfangs wird eure Schar klein sein. Das macht nichts, wenn ihr nur einig seid! Nirgends erringen die großen Massen den Sieg, sondern eine kleine Minderheit entschlossener, tatkräftiger, in guter Ordnung und Zucht vereinigter Männer. Mit ihrer Tugend und einem Drang beispielloser Hingabe, mit einem unendlich erhabenen Ideal und mit der Hilfe des Allmächtigen könnten sich die Katholiken in fast allen Ländern durchsetzen, wenn sie nur einig wären! Doch das sind sie nicht; darum unterliegen sie überall.
Die Feinde meines Sohnes sind in allen ihren Lehren uneins; nur dann sind sie einig, wenn es gegen die Kirche geht. Die Katholiken hingegen sind in allen Lehren einig, nur dann sind sie uneins, wenn es heißt, ihre Kirche zu verteidigen. Wenn Satan die glaubens- und sittentreuen Christen durch seine Versuchungen nicht zum Wanken bringen kann, dann flüstert er ihnen verschiedene Methoden des Apostolates ein und dann bekämpfen sie sich gegenseitig, statt ihn anzugreifen. Haben sie denn noch nie bemerkt, daß im Krieg stets jenes Heer siegt, in dem Soldaten und Offiziere ihre Ansichten zurückstellen, um den Gesamtplan treu durchzuführen, wenn dieser auch nicht immer vollkommen ist? Wissen sie nicht, daß bei den Eroberungszügen der Kirche die Reihen der Ordensleute die größten Siege errangen, weil sie durch das Gelübde des Gehorsams verpflichtet waren, die Weisungen ihrer Führer genauestens zu befolgen?

7. Habe stets vor Augen, daß das geringere Gute, das verwirklicht wird, mehr wert ist, als das größere, das unausgeführt bleibt. Vergiß nie, daß die Kraft in der Einheit besteht und Einigkeit in der Selbstverleugnung, und daß man den Sieg der gemeinsamen Sache höher werten muß als den der eigenen Ansichten. Betrachte diese Lehre! Lebe sie! Trete für sie ein!

Die Seele:

Mutter, ich verspreche es dir: ich will mich während meines ganzen Lebens bemühen, das Heer derer zu vergrößern, die sich um dein Banner scharen, und dafür sorgen, daß sie einig, stark und begeistert sein werden.


8. “Die mich verkünden…”

Maria:

1. Mein Sohn, Jesus hat dich zu mir geführt, damit du mein teures Kind und zugleich auch mein Apostel werdest. Alles, was du unter meiner Führung unternimmst, wird Er segnen. Er will aber nicht nur, daß du in meinem Namen handelst, sondern auch, daß du meinen Namen verkündest. Jedesmal, wenn du das tust, wird Er deinem Apostolat besondere Gnaden und ganz außergewöhnliche Macht verleihen.

2. Apostel sein heißt, Seelen zu Christus führen; heißt ihnen Christus geben. Ich bin der Weg, der zu Christus führt; denn durch mich kam Christus in die Welt. Willst du ihnen Christus gänzlich geben, weise sie auf jene hin, deren Aufgabe es ist, Jesus den Seelen zu schenken.
Denke nur an deine eigene Erfahrung! Hast du nicht in dir trotz deiner beständigen Untreue eine wunderbare Umwandlung bemerkt, seitdem dir Jesus das Geheimnis Seiner Kindesliebe geoffenbart hat? Du hast das Licht gefunden: stelle es jetzt nicht unter den Scheffel, sondern laß es vor den Menschen leuchten! Das Geheimnis deines Innenlebens wird auch das Geheimnis deines Apostolates sein! Je mehr und je offener du mich in deine Tätigkeit eingreifen läßt, um so mehr Erfolg wirst du haben!

3. So hat es Jesus selbst gewollt. Er hätte sich den Menschen ohne jede Vermittlung geben können. Er hat sich ihnen jedoch nur durch mich geschenkt. In der Weissagung im Paradies, in den Ankündigungen der Propheten, durch den Vorläufer, die Hirten von Bethlehem, die Weisen, durch Simeon und Anna, zu Kana, auf dem Kalvarienberg, überall, wo Er sich den Menschen offenbarte, wollte Er sich durch mich offenbaren. Durch die Kirche, Seinen mystischen Leib, von Seinem Geiste beseelt, verkündet Er mich ohne Unterlaß und lehrt die Menschen, daß ich der Weg bin, auf dem man zu Ihm gelangt; denn der Weg zum Sohn führt durch die Mutter! Er hat dir empfohlen, Seine Kindesliebe zu mir nachzuahmen. Ahme Ihn besonders in diesem Punkt Seiner Kindesliebe nach!

4. Ich habe dir dargelegt, wie Jesus gerade in der heutigen Zeit meinen Namen verherrlichen und dadurch, daß man mich besser kennenlernt und mehr verehrt, viele Seelen retten und heiligen will. An diesem meinem großen Sieg werden vor allem jene teilnehmen, die mich den Menschen geoffenbart haben. Arbeite, soviel du kannst, daß man mich mehr und mehr kennt! Jesus erwartet das von dir!

5. Auch ich erwarte es von dir! So viele Kinder habe ich, die von ihrer Mutter nichts wissen, sie kaum kennen. An dir ist es, mich ihnen zu offenbaren, damit ich auch sie umarmen kann als meine vielgeliebten Kinder. Du mußt sie mir zuführen, damit ich sie nach dem Bild meines eingeborenen Sohnes formen kann, wie ich es mit dir getan.

6. Auf welche Weise wirst du mich bekannt machen und die Liebe zu mir entfachen? Willst du einen sicheren Weg dazu wissen? Dann sei erfüllt von glühender Liebe zu mir und zu den Seelen! Dann wirst du nicht erst lange fragen, wie du von mir reden sollst. Zunächst soll man merken können, daß du eine innige Andacht zu mir hegst! Schäme dich nicht, dich mit einem Rosenkranz, einer Medaille sehen zu lassen und nimm an Festfeiern mir zu Ehren teil! Wenn du dich dabei als mutigen und tadellosen Christen erweist, wird dein Benehmen ein Lob auf mich sein.

7. Lasse sodann bei Gelegenheit Worte in die Gespräche einfließen, die etwas von deiner Überzeugung und deinen Erfahrungen im Leben der Vereinigung mit mir verraten. Könntest du nicht im Umgang mit guten Freunden oder auch in deinen Briefen gelegentlich auch meinen Namen erwähnen? Kannst du nicht jenen Seelen, die um die Erhaltung oder Wiedergewinnung ihrer Reinheit ringen, die Zuflucht zu jener völlig Reinen anraten, die von ihrem Sohn die Macht erhielt, alle rein zu erhalten, die sie anrufen? Kannst du nicht mit Jesus sehnen, andeuten, auf welche Weise du zu einer engeren Vereinigung mit Ihm gelangt bist? Kannst du apostolischen Seelen nicht jene Sendung erklären, die mir Gott in der Eroberung der Seelen anvertraut hat? Kannst du ihnen nicht von der wunderbaren Fruchtbarkeit sprechen, die ihren Bemühungen gewiß ist, wenn sie in meinem Namen und unter meiner Führung kämpfen? Wenn du je Gelegenheit hast, mich durch Wort oder Schrift den Menschen bekanntzumachen, zögere nicht, die Gnade, die dir angeboten wird, zu benützen! So wird dein Wort für alle Seelen, die es erreicht und die guten Willens sind, eine Botschaft des Vertrauens, der Liebe und des Heiles sein. Durch diese Seelen wird sie vielleicht an Tausende anderer Seelen weitergegeben werden. “Jene, die mich verkünden, werden das ewige Leben erhalten!” und werden es um sie verbreiten.

Die Seele:

“Würdige mich, o heilige jungfrau, dich zu loben.”


9. “In deinem Namen will ich das Netz auswerfen!”

Maria:

1. Du begreifst allmählich, welcher Mittel du dich bei deinem Apostolat bedienen sollst; aber du verstehst noch sehr wenig vom Vertrauen, das dich dabei beseelen muß. Wenn du deine Schwäche betrachtest und die Schwierigkeiten der dir anvertrauten Aufgabe, dann fragst du dich manchmal besorgt, was du da wohl zustandebringen kannst. Zustandebringen? Du? Durch dich? Gar nichts! Durch mich? Wunderbares! Hat der Allmächtige nicht Großes an Seiner Magd getan, weil Er ihre Niedrigkeit angesehen? Hast du nie gelesen, daß “jene, welche die Welt für töricht hält, von Gott auserwählt sind, die Weisen zu beschämen”, und daß “jene, welche die Welt geringachtet, von Gott auserlesen sind, die Starken zu entmachten?”

2. Höre und bedenke! Ich will dich zwei Wahrheiten lehren, die dir einen unerschütterlichen Glauben an den Erfolg deiner Sendung geben können, einen Glauben, der Berge versetzt. Zuerst werde dir recht gründlich bewußt, daß dein Apostolat mein Apostolat ist, deine Interessen meine Interessen sind! Mir und nicht dir hat Gott die Aufgabe anvertraut, das Haupt der Schlange zu zertreten und das Reich meines Sohnes auf Erden aufzurichten.Du nimmst bloß Anteil an meiner Sendung. Ich gebe die Befehle für das Heer Christi; du bist nur mein Soldat. Meine Kinder sind es, die es zu retten gilt, nicht die deinen! Liegt der Mutter nicht unvergleichlich mehr am Wohl der Kinder als ein Fremder dafür Interesse hat? Sind nicht die Interessen Jesu mir unendlich teurer als dir? Selbst wenn dir an deinem Erfolg nichts gelegen wäre, mir wäre er nicht gleichgültig. Denn hier handelt es sich um Jesus, und es geht um meine Kinder. Ich aber bin mächtig durch die Allmacht Gottes, und diese teile ich all jenen mit, die in meinem Namen handeln.

3. Sodann erinnere dich an das, was dir Jesus über das unbegrenzte Vertrauen in deinem Gebet auseinandergesetzt hat und wende es auf dein Apostolat an. Für jede deiner Unternehmungen im Apostolat habe ich meine besondere Absicht. Diese Absicht ist immer weit vollkommener als deine eigenen Vorstellungen. Denn ich liebe dich mehr als du dich selbst liebst, und ich liebe Jesus und die Seelen mehr als du sie zu lieben vermagst. Diese meine Liebe ist immer vollständig durchführbar. Sie wird unfehlbar in dem Maß verwirklicht werden als du dabei in meinem Namen vorgehst. Welche Hindernisse auch immer sich vor dir auftürmen, stets wirst du Erfolg haben, mehr als du erwartest hast, wenn du nur tatsächlich in meinem Namen handelst.

4. Um diese herrlichen Erfolge zu ernten, genügt es nicht, viel zu arbeiten: in meinem Namen muß man arbeiten! Die ganze Nacht hatten sich die Apostel beim Fischen abgemüht und nichts gefangen. Kaum hatte Petrus zu Jesus gesagt: “In deinem Namen will ich das Netz auswerfen!”, machten sie einen wunderbaren Fischfang. Wie oft hast du dich völlig erschöpft bei deiner apostolischen Arbeit, und es war umsonst. Du hattest eben vergessen, am Anfang mir zu sagen: “In deinem Namen!” In meinem Namen arbeiten heißt nach meinen Absichten arbeiten und im Bewußtsein, dabei an meiner Sendung und an meiner Macht teilzuhaben.

5. Opfere Jesus durch meine Hände deine Gebete und Leiden auf, damit meine Absichten über dein Apostolat sich verwirklichen! Ruf mich an, bevor du etwas unternimmst! Denke nach, was meine Absichten sein könnten und handle dann als mein Werkzeug! Geh ans Werk mit vollem Vertrauen auf den Erfolg. Ich bin es ja, die durch dich arbeitet! Wache darüber, daß nicht deine Pläne die meinen verdrängen! Wie oft gelobst du, einzig und allein für mich zu handeln; bald aber läßt du dich von persönlichen Neigungen leiten.
Nur dann ist dir der Erfolg gewiß, wenn du in der Gesinnung treu bleibst, nur nach meinen Absichten zu handeln. Petrus hatte anfänglich Vertrauen zu Jesus, der ihm mitten im Meeressturm befahl, zu Ihm zu kommen; und der Apostel wandelte auf dem Wasser. Als er aber an die Wogen und an sich zu denken begann, sank er. Oft warst du daran, Wunderbares zu leisten; das Ende deines Unternehmens aber war kläglich. Du warst dir eben nicht mehr lebendig bewußt, daß du mein Werkzeug bist.

6. Es ist wahr: Du kannst nicht beständig an mich denken. Doch du kannst dich ohne Unterlaß von meinem Geist führen lassen. Du kannst zu einer solchen Seelenhaltung gelangen, daß du auf die Frage, in wessen Namen du handelst, stets zu antworten vermagst: “Im Namen meiner Mutter”. Nur nach vielen Anstrengungen wirst du dahin kommen. Erneuere wenigstens von Zeit zu Zeit die gute Meinung und stelle sie richtig, sobald du merkst, daß deine Absichten die meinen verdrängt haben.

7. Nach deinem Unternehmen danke Gott, wenn du Erfolg gehabt hast. Hast du aber Mißerfolg gehabt, dann prüfe dich: entweder hast du nicht in meinem Namen gehandelt – dann ist es tatsächlicher Mißerfolg – oder du hast versucht, dich nach meinen Absichten zu richten und hast dich auf mich gestützt; dann ist dir der Erfolg noch vorenthalten; aber er wird eintreffen, wenn Gott es will. Um so größer wird er sein, je mehr Anstrengung er dich gekostet und je größeres Vertrauen er von dir gefordert hat. So wird Christus verherrlicht, deine Mutter geehrt, und so werden die Seelen gerettet werden. Ohne mich kann dir nichts gelingen, mit mir kann dir nichts mißlingen!

Die Seele:

O meine Mutter, ich glaube an dich und an die besondere Aufgabe, die Jesus dir anvertraut hat. Ich glaube, daß ich alles vermag, wenn ich mich auf dich stütze. Lasse mich jedesmal offensichtlich scheitern, wenn ich in meinem eigenen Namen handle, um mich zu nötigen, nur in deinem Namen zu handeln. Dann werde ich dir wirksam helfen, zahlreiche Seelen zu Jesus zu führen, und ich werde das Gebet in die Tat umsetzen, das ich gewohnt bin, stündlich zu wiederholen: “Der Vater und der Sohn und der heilige Geist mögen überall verherrlicht werden durch die Unbefleckte Jungfrau Maria!”


Dein Ideal

Jesus:

Mein Bruder! Verstehst du nun, was ich dir geschenkt habe, indem ich dir das Geheimnis meiner kindlichen Liebe für meine Mutter geoffenbart habe? Als ich dich aufforderte, dich ihr ganz nach meinem Beispiel hinzugeben, sahst du in meinem Ruf nur eine Einladung, sie ein wenig mehr zu lieben als du es bis jetzt getan hast. Nun aber hast du allmählich verstanden, daß meine kindliche Liebe zu Maria nachahmen heißt, unter ihrer Führung ein Heiliger, ein Apostel zu werden, und daß es heißt, umgestaltet zu werden in mich, den Sohn Gottes, der für das Heil der Menschen Mariens Sohn geworden ist.

Die Seele:

O Jesus, mein Gott und mein Bruder!
O Maria, Mutter Gottes und meine Mutter!

Von neuem übergebe ich mich euch ganz ohne jeden Vorbehalt und für alle Zeiten.
Viel deutlicher erkenne ich nun eure Absichten für mich,
und ich bin viel entschlossener, alles auszuführen, was ihr mir zu tun bestimmt, koste es, was es wolle.

O Jesus, bitte hilf mir, Deine Mutter zu lieben und zu bewirken, daß alle Menschen sie lieben mit der Liebe, mit der Du sie liebst.
Und du, o Maria, hilf mir bitte, Jesus zu lieben und zu bewirken, daß alle Menschen ihn lieben mit der Liebe, mit der du ihn liebst!


Übersicht | Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4