9. Tag – Sonntag, 21. Juli 2024

Unwahrhaftigkeit

Gebete

Komm, Schöpfer Geist

Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein, besuch das Herz der Kinder dein,
erfüll uns all mit deiner Gnad’, die deine Macht erschaffen hat.

Der du der Tröster wirst genannt, vom höchsten Gott ein Gnadenpfand,
du Lebensbrunn, Licht, Lieb’ und Glut, der Seele Salbung, höchstes Gut.

O Schatz, der siebenfältig ziert, o Finger Gottes, der uns führt,
Geschenk, vom Vater zugesagt, du, der die Zungen reden macht.

Zünd an in uns dein Gnadenlicht, gieß Lieb ins Herz, die ihm gebricht,
stärk unsres Leib’s Gebrechlichkeit mit deiner Kraft zu jeder Zeit.

Treib weit von uns des Feind’s Gewalt, in deinem Frieden uns erhalt,
daß wir, geführt von deinem Licht, in Sünd’ und Leid verfallen nicht.

Gib, daß durch dich den Vater wir und auch den Sohn erkennen hier,
und daß als Geist von beiden dich wir allzeit glauben festiglich.

Gott Vater Lob auf höchstem Thron und seinem auferstand’nen Sohn;
dem Tröster auch sei Lob geweiht jetzt und in alle Ewigkeit.
Amen.

Anrufung des Heiligen Geistes

Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen
und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!

Sende aus deinen Geist, und alles wird neu geschaffen werden.
Und du wirst das Angesicht der Erde er­neuern.

O Gott, du hast die Herzen der Gläubigen durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes gelehrt;
gib, daß wir in diesem Geiste erkennen, was recht ist, und seines Trostes uns allezeit erfreuen:
Durch Christus, unsern Herrn.
Amen.

Ave maris stella

Meerstern, ich dich grüße, Mutter Gottes, süße,
allzeit Jungfrau, reine, Himmelspfort’ alleine!

Ave klang die Kunde aus des Engels Munde,
uns den Frieden spende, Evas Namen wende.

Lös das Band der Sünden, spende Licht den Blinden,
allem Bösen wehre, alles Gut begehre.

Dich als Mutter zeige, daß durch dich sich neige
unserm Fleh’n auf Erden, der dein Sohn wollt’ werden.

Jungfrau, auserkoren, mild und rein geboren,
uns von Schuld befreie, Keuschheit uns verleihe.

Gib ein reines Leben, mach den Weg uns eben,
daß in Himmelshöhen froh wir Jesus sehen.

Vater, ich dich ehre, Sohn, dein Lob ich mehre,
beider Geist ich preise, drei auf gleiche Weise.
Amen.

Gebet vor der Betrachtung in den ersten zwölf Tagen

O Maria, unbefleckte Braut des Heiligen Geistes,
Mutter Jesu und meine Mutter, meine Herrin und Königin!
Dir will ich mich ganz hingeben, durch dich ganz Jesus gehören.
Erflehe mir Licht und Kraft vom Heiligen Geist und reinige mich vom Geist der Welt.

Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen
und entzünde in uns das Feuer deiner göttlichen Liebe.

Betrachtungen

Wahrhaftigkeit gilt nichts mehr in der Welt. Lüge, Verstellung und Heuchelei be­ herrschen das Leben. Jeder will scheinen, was er nicht ist. Listige Verschlagenheit und skrupelloses Übervorteilen wird all­ gemein als Tüchtigkeit gepriesen, so daß selbst die Gläubigen von diesem übel an­ gesteckt werden.
Christus war so klar wie ein Kristall. Es war kein Trug und Falsch an ihm. Wahr­ haftigkeit in Wort und Haltung, Wahrhaf­ tigkeit um jeden Preis— das ist das Ziel, das der Christ sich setzt.

Keine Zugeständnisse an den Weltgeist

Wir dürfen sodann das äußere Gehaben der Weltkinder uns nicht zum Vorbild nehmen; nicht ihre Art, sich zu kleiden, zu wohnen, zu essen und die anderen Oblie­genheiten des Lebens zu verrichten. Und dies ist wichtiger, als man meint.

Wir dürfen ferner die falschen Grund­ sätze der Welt weder glauben, noch ihnen folgen; wir dürfen nicht denken, reden und handeln wie die Weltkinder. Ihre Grund­ sätze sind so verschieden von der Lehre der Ewigen Weisheit wie die Nacht vom Tage und der Tod vom Leben. Prüft doch einmal deren Gesinnung und Worte: Wie übel den­ ken und reden doch diese Weltmenschen von allen großen Wahrheiten! Sie lügen zwar nicht offen; sie verbergen ihre Lü­ gen unter dem Anschein der Wahrheit. Sie meinen, sie lögen nicht, und tun es doch. Meist befürworten sie die Sünde nicht of­ fen, aber sie behandeln sie, als wäre sie gut oder anständig, oder aber als wäre sie gleichgültig und von keiner Bedeutung. Die Welt hat vom Teufel die Wendigkeit gelernt, mit der sie die Häßlichkeit der Sünde und der Lüge zu bemänteln weiß; und darin liegt ihre Bosheit, von der Jo­ hannes der Evangelist spricht: »Die ganze Welt liegt im argen.« Und das gilt heute mehr denn je.

Wir müssen weiterhin die Gesellschaft der Menschen so viel als möglich fliehen, und zwar nicht nur jene der Weltleute, die verderblich und gefährlich ist, sondern selbst jene von manchen Frommen, soweit sie nicht nützlich ist und soweit wir nur unsere Zeit damit vergeuden.

Jesu Forderung an uns:

»Eure Rede sei: Ja, ja — nein, nein. Alles Weitere ist vom Übel« (Mt 5, 37).

Jesus entlarvt Satan als den Vater der Lüge:

»Wenn Gott euer Vater wäre, wür­det ihr mich lieben; denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen… Warum versteht ihr meine Redeweise nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt. Ihr habt den Teufel zum Vater und wollt nach den Gelüsten eures Vaters tun. Er war ein Menschenmörder von Anbeginn und steht nicht in der Wahrheit, weil in ihm keine Wahrheit ist. Wenn er lügt, spricht er nach seinem eigenen Wesen. Denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge« (Joh 8, 42-44).

Gebet:

Wir bitten, Herr: Der Tröster, der von dir ausgeht, erleuchte unsern Geist und führe uns, wie dein Sohn versprochen hat, in alle Wahrheit ein. Amen.

Nachfolge Christi – Buch 2 – Kapitel 4:
“Lauterkeit und Einfalt.”

  1. Zwei Flügel erheben den Menschen über das Irdische: Einfalt und Lauterkeit. Einfalt soll in der Absicht, Lauter­ keit in der Neigung sein. Die Einfalt sucht Gott, die Lauterkeit findet ihn. Die Einfalt zielt nach Gott, die Lauterkeit genießt ihn.
    Das Gute, das du im Äußeren zu tun hast, kann dich nicht um die Freiheit des Geistes bringen, wenn dich im Inneren keine ungeordnete Neigung darum gebracht hat. Suchst du nichts anderes, als nur Gott zu gefallen und deinem Näch­ sten zu nützen, dann wirst du die rechte Freiheit des Geistes genießen können.
    Wäre dein Herz ohne Falsch, dann würde jedes Geschöpf ein Spiegel des Lebens und ein Buch heiliger Lehre für dich sein. Es ist kein Geschöpf so klein und unbedeutend, daß es nicht eine Spur von der Güte Gottes an sich trüge.
  2. Wärest du im Innern gut und rein, dann hättest du einen hellen ungetrübten Blick und würdest alles recht sehen und leicht verstehen. Ein reines Herz dringt durch Himmel und Hölle. Wie jeder in sich selbst beschaffen ist, so urteilt er von den Dingen außer sich.
    Ist irgend eine wahre Freude auf Erden, so ist sie nur in einem reinen Herzen zu finden. Und gibt es Angst und Plage auf Erden, so weiß ein böses Gewissen am besten, was Angst und Plage ist.
    Wie ein Eisen im Feuer seinen Rost verliert und ganz glühend wird: so verliert ein Mensch, der sich ganz zu Gott bekehrt, das Erdhafte seiner Natur und wird in einen neuen Menschen umgewandelt.
  3. Wenn der Mensch anfängt lau zu werden, so scheut er auch die geringe Mühe und hat es gern, wenn ihm etwas Trost von außen gereicht wird. Aber, wenn er einmal an­ gefangen hat, sich vollkommen zu überwinden und mannhaft auf dem Wege Gottes zu wandeln, dann dünkt ihm alles leicht, was er vorher schwer gefunden hat.