6. Tag – Montag, 11. November 2024

Geistesstolz

Gebete

Komm, Schöpfer Geist

Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein, besuch das Herz der Kinder dein,
erfüll uns all mit deiner Gnad’, die deine Macht erschaffen hat.

Der du der Tröster wirst genannt, vom höchsten Gott ein Gnadenpfand,
du Lebensbrunn, Licht, Lieb’ und Glut, der Seele Salbung, höchstes Gut.

0 Schatz, der siebenfältig ziert, o Finger Gottes, der uns führt,
Geschenk, vom Vater zugesagt, du, der die Zungen reden macht.

Zünd an in uns dein Gnadenlicht, gieß Lieb ins Herz, die ihm gebricht,
stärk unsres Leib’s Gebrechlichkeit mit deiner Kraft zu jeder Zeit.

Treib weit von uns des Feind’s Gewalt, in deinem Frieden uns erhalt,
daß wir, geführt von deinem Licht, in Sünd’ und Leid verfallen nicht.

Gib, daß durch dich den Vater wir und auch den Sohn erkennen hier,
und daß als Geist von beiden dich wir allzeit glauben festiglich.

Gott Vater Lob auf höchstem Thron und seinem auferstand’nen Sohn;
dem Tröster auch sei Lob geweiht jetzt und in alle Ewigkeit.
Amen.

Anrufung des Heiligen Geistes

Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen
und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!

Sende aus deinen Geist, und alles wird neu geschaffen werden.
Und du wirst das Angesicht der Erde er­neuern.

O Gott, du hast die Herzen der Gläubigen durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes gelehrt;
gib, daß wir in diesem Geiste erkennen, was recht ist, und seines Trostes uns allezeit erfreuen:
Durch Christus, unsern Herrn.
Amen.

Ave maris stella

Meerstern, ich dich grüße, Mutter Gottes, süße,
allzeit Jungfrau, reine, Himmelspfort’ alleine!

Ave klang die Kunde aus des Engels Munde,
uns den Frieden spende, Evas Namen wende.

Lös das Band der Sünden, spende Licht den Blinden,
allem Bösen wehre, alles Gut begehre.

Dich als Mutter zeige, daß durch dich sich neige
unserm Fleh’n auf Erden, der dein Sohn wollt’ werden.

Jungfrau, auserkoren, mild und rein geboren,
uns von Schuld befreie, Keuschheit uns verleihe.

Gib ein reines Leben, mach den Weg uns eben,
daß in Himmelshöhen froh wir Jesus sehen.

Vater, ich dich ehre, Sohn, dein Lob ich mehre,
beider Geist ich preise, drei auf gleiche Weise.
Amen.

Gebet vor der Betrachtung in den ersten zwölf Tagen

O Maria, unbefleckte Braut des Heiligen Geistes,
Mutter Jesu und meine Mutter, meine Herrin und Königin!
Dir will ich mich ganz hingeben, durch dich ganz Jesus gehören.
Erflehe mir Licht und Kraft vom Heiligen Geist und reinige mich vom Geist der Welt.

Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen
und entzünde in uns das Feuer deiner göttlichen Liebe.

Betrachtungen

Wie fällt die Welt doch auf jeden Trug herein, wenn er nur im Gewand der Wis­ senschaft erscheint! Man will zu den Gebil­ deten gehören und vermißt sich, im Namen einer sogenannten Wissenschaft Gottes Of­ fenbarungen lächerlich zu machen.
Der Jünger Christi aber weiß, daß zwi­ schen Glauben und echter Wissenschaft niemals ein Gegensatz bestehen kann; und gläubig beugt er sich in Demut vor den Geheimnissen Gottes.

Die Notwendigkeit der Marienverehrung wird oft nicht begriffen

Du mein liebster Meister, ist es da nicht verwunderlich und traurig, wenn man sieht, mit welcher Unwissenheit, in welch geistigem Dunkel die Menschen hier auf Erden deiner heiligen Mutter gegen­ überstehen? Ich spreche da nicht einmal von den Götzendienern und Heiden, die deine Mutter nicht zu erkennen suchen, weil sie dich ja nicht kennen. Ich spreche auch nicht von den Irrgläubigen, die sich nicht um die Verehrung deiner heiligen Mutter kümmern, weil sie sich von dir und von deiner heiligen Kirche getrennt haben. Nein, ich spreche von den katholischen Christen, sogar von den Lehrern unter den Katholiken, deren Aufgabe es ist, andere in die Wahrheit einzuführen, und die doch dich und deine heilige Mutter überhaupt nicht kennen. Sie haben höchstens eine rein verstandesmäßige, trockene und unfrucht­ bare Vorstellung von ihr, die sich nicht auf ihr Leben auswirkt. Diese Herren spre­ chen nur selten von deiner heiligen Mutter und von der Verehrung, die man ihr schul­ det, weil sie angeblich fürchten, daß es zu Mißbräuchen führt und daß man dir Ab­ bruch tut, wenn man deine heiligste Mut­ ter zuviel ehrt. Wenn sie sehen und hören, wie ein Marienverehrer häufig mit Innig­ keit, Kraft und Überzeugung von der Ver­ ehrung dieser guten Mutter spricht; wenn er darin ein sicheres, untrügliches Mittel erblickt, einen kurzen Weg ohne Gefahr, einen makellosen Pfad ohne Fehl, ein wun­ dervolles Geheimnis, um dich zu finden und dich vollkommen zu lieben, dann pro­ testieren sie sofort aus vollem Halse. Sie führen tausend falsche Gründe an, um ihm zu beweisen, daß er nicht so viel von der heiligen Jungfrau sprechen dürfe; denn in dieser Andachtsübung gebe es große Miß­ bräuche, die man entschieden ausrotten müsse. Daher solle man lieber von dir spre­ chen und die Völker nicht zur Verehrung der heiligen Jungfrau .aneifern, die sie ohnehin schon genug lieben.

Manchmal kann man diese Herren zwar von der Marienverehrung reden hören, aber nicht, um sie zu verbreiten und zu empfehlen, sondern um die Mißbräuche auszurotten, die damit getrieben werden. Dabei sind sie selbst ohne Frömmigkeit und ohne innige Verehrung für dich, eben weil sie keine für Maria haben. Den Marienpsalter, das Skapulier, den Rosenkranz betrachten sie als Altweiberandachten, ty­pisch für die Unwissenden, unnötig zur Erlangung des Heiles; und wenn ihnen ein Marienverehrer in die Hände fällt, der seinen Rosenkranz betet oder irgendeine andere marianische Andacht übt, dann werden sie bald dafür sorgen, daß er seine Einstellung und Neigung ändert. Sie wer­ den ihm raten, statt des Rosenkranzes die sieben Bußpsalmen zu beten, und statt der Marienverehrung werden sie ihm die Ver­ ehrung Jesu Christi empfehlen.
O mein liebster Jesus, haben diese Men­ schen denn wirklich deinen Geist? Machen sie dir Freude, wenn sie so handeln? Kann man dir denn gefallen, wenn man sich nicht bemüht, deiner Mutter zu gefallen? Steht denn die Verehrung deiner heiligen Mutter deiner eigenen Verehrung im Wege? Beansprucht Maria vielleicht die Ehre, die man ihr zollt, für sich selbst? Sondert sie sich etwa von dir ab? Ist sie etwa eine Fremde, die mit dir gar keine Verbindung hat? Miß­ fällt man dir etwa, wenn man ihr gefallen will? Trennt oder entfernt man sich viel­ leicht gar von deiner Liebe, wenn man sich ihr hingibt und sie liebt?­

Paulus über den Geistesstolz:

»Hat Gott nicht die Weisheit der Welt als Torheit er­ wiesen? Weil nämlich die Welt mit ihrer Weisheit Gott in seiner göttlichen Weis­ heit nicht erkannt hat, hat es Gott gefallen, durch die Torheit der Predigt (von Jesu Leiden und Sterben am Kreuz) die zu ret­ ten, die daran glauben… Denn das ,Tö- richte’, das von Gott kommt, ist weiser als die Menschen, und das ,Schwache4, das von Gott kommt, ist stärker als die Menschen.
Seht nur auf eure Berufung, Brüder. Da sind nicht viele Gebildete im Sinne der Welt, nicht viele Einflußreiche, nicht viele Vornehme. Nein, was der Welt töricht erscheint, hat Gott auserwählt, um die Ge­ bildeten zu beschämen. Was der Welt nied­ rig und verächtlich erscheint, ja, was ihr nichts gilt, hat Gott erwählt, um das, was etwas gilt, zunichte zu machen. So soll sich niemand vor Gott rühmen können. Durch ihn seid ihr in Gemeinschaft mit Christus Jesus. Dieser ist uns von Gott her zur Weis­ heit, zur Rechtfertigung, Heiligung und Er­ lösung geworden« (1 Kor 1, 20-21; 24-30).

Gebet: Allmächtiger, ewiger Gott, laß in uns Glauben, Hoffnung und Liebe wach­ sen, und damit wir zu erlangen verdienen, was du verheißest, mach, daß wir lieben, was du befiehlst. Amen.

Nachfolge Christi – Buch 3 – Kapitel 43:
“Warnung vor der eitlen, zeitlichen Wissenschaft”

  1. Der Herr: Lieber Sohn! laß dir durch die schönen, feinen Sprüche der Menschen deinen geraden Sinn nicht ver­ wirren, denn das Reich Gottes besteht nicht in Wort und Schall, sondern in Kraft und Tat. Merke du auf mein Wort, das die kalten Herzen entzündet, die finsteren Geister er­ leuchtet, die harten Gemüter zu Tränen der Reue auflöst und die müden, beladenen Seelen mit himmlischen Tröstun­ gen stärkt. Lies aber nicht in meinem Worte, um dir den eitlen Anstrich geben zu können, als wenn du gelehrter oder weiser wärest als andere. Alles, was Sünde in dir ist, zu er­ töten: das sei deine Gelehrsamkeit. Denn das nützt dir mehr, als wenn du all die spitzigen Fragen der Gelehrten nadh der Länge und Breite innehättest.
  2. Wenn du wirklich viel liesest und viel verstehst, so mußt du all dein Lesen und all dein Verstehen jedesmal zur Einen Quelle aller Wahrheit zurückführen. Ich bin’s, der die Menschen Weisheit lehrt und dem Unmündigen hellere Ein­ sichten gibt, als Menschen von Menschen wohl je erhalten können. Zu wem ich rede, der wird bald weise sein und im Geiste große Fortschritte tun.
    Wehe denen, die so gern zu ihresgleichen in die Schule gehen, um ihre Neugier zu befriedigen und nach dem rech­ ten Weg, mir zu dienen, keine Nachfrage halten! Kommen wird die Zeit, wo Christus, der Lehrer aller Lehrer und der Herr der Engel, erscheinen wird. Da wird ihm jeder auf­ sagen müssen, was er gelesen hat, das heißt: Christus wird die geheimsten Winkel des Gewissens in jedem Menschen durchforschen, wird Jerusalem mit Leuchten durchsuchen. Dann wird alles, was im Finstern verborgen war, im Lichte liegen; dann werden alle Menschenzungen mit ihren Bewei­ sen verstummen müssen.
  3. Ich bin s, der den Demütigen in Einem Augenblicke so hoch erheben kann, daß er in die ewige Wahrheit tiefer hin­ einschaut, als wenn er zehn Jahre in Schulen geschwitzt hätte. Wo ich lehre, da rauschen keine V^orte, da durchkreu­ zen sich keine Meinungen, da bläht sich keine Eitelkeit, da fechten keine Schulgründe.
  4. Ich bin’s, der die Menschen lehrt, das Vergängliche zu ver­ schmähen und das Unvergängliche hochzuachten, Ekel an dem Gegenwärtigen und Geschmack an dem Ewigen zu haben, Ehre zu fliehen und Ärgernisse zu erdulden, außer mir nichts zu verlangen, auf mich allein alle Hoffnung zu bauen und mich über alles mit Inbrunst des Herzens zu lieben.
  5. Ich habe einen Freund; dieser liebte mich innigst, und lernte durch diese innige Liebe göttliche Dinge kennen und Wunderbares reden. Alles verlassen, das brachte ihn in der rechten Erkenntnis viel weiter als das tiefste Forschen.
    Zu diesen rede ich von allgemeinen, zu jenen von beson­ deren Dingen. Einigen erscheine ich in Zeichen und Bildern; anderen decke ich im hellen Lichte Geheimnisse auf. Im Grunde haben zwar alle heiligen Bücher Eine und dieselbe Stimme, aber diese Eine Stimme unterweist nicht alle gleich, weil ich, der eigentliche Lehrer, im Inwendigen des Menschen die rechte Wahrheit bin, ich die Herzen erforsche, ich die Gedanken verstehe, ich die Taten fördere, ich jedem das mit­ teile, was ich für gut finde.