4. Tag – Samstag, 9. November 2024

Macht und Ruhm

Gebete

Komm, Schöpfer Geist

Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein, besuch das Herz der Kinder dein,
erfüll uns all mit deiner Gnad’, die deine Macht erschaffen hat.

Der du der Tröster wirst genannt, vom höchsten Gott ein Gnadenpfand,
du Lebensbrunn, Licht, Lieb’ und Glut, der Seele Salbung, höchstes Gut.

0 Schatz, der siebenfältig ziert, o Finger Gottes, der uns führt,
Geschenk, vom Vater zugesagt, du, der die Zungen reden macht.

Zünd an in uns dein Gnadenlicht, gieß Lieb ins Herz, die ihm gebricht,
stärk unsres Leib’s Gebrechlichkeit mit deiner Kraft zu jeder Zeit.

Treib weit von uns des Feind’s Gewalt, in deinem Frieden uns erhalt,
daß wir, geführt von deinem Licht, in Sünd’ und Leid verfallen nicht.

Gib, daß durch dich den Vater wir und auch den Sohn erkennen hier,
und daß als Geist von beiden dich wir allzeit glauben festiglich.

Gott Vater Lob auf höchstem Thron und seinem auferstand’nen Sohn;
dem Tröster auch sei Lob geweiht jetzt und in alle Ewigkeit.
Amen.

Anrufung des Heiligen Geistes

Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen
und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!

Sende aus deinen Geist, und alles wird neu geschaffen werden.
Und du wirst das Angesicht der Erde er­neuern.

O Gott, du hast die Herzen der Gläubigen durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes gelehrt;
gib, daß wir in diesem Geiste erkennen, was recht ist, und seines Trostes uns allezeit erfreuen:
Durch Christus, unsern Herrn.
Amen.

Ave maris stella

Meerstern, ich dich grüße, Mutter Gottes, süße,
allzeit Jungfrau, reine, Himmelspfort’ alleine!

Ave klang die Kunde aus des Engels Munde,
uns den Frieden spende, Evas Namen wende.

Lös das Band der Sünden, spende Licht den Blinden,
allem Bösen wehre, alles Gut begehre.

Dich als Mutter zeige, daß durch dich sich neige
unserm Fleh’n auf Erden, der dein Sohn wollt’ werden.

Jungfrau, auserkoren, mild und rein geboren,
uns von Schuld befreie, Keuschheit uns verleihe.

Gib ein reines Leben, mach den Weg uns eben,
daß in Himmelshöhen froh wir Jesus sehen.

Vater, ich dich ehre, Sohn, dein Lob ich mehre,
beider Geist ich preise, drei auf gleiche Weise.
Amen.

Gebet vor der Betrachtung in den ersten zwölf Tagen

O Maria, unbefleckte Braut des Heiligen Geistes,
Mutter Jesu und meine Mutter, meine Herrin und Königin!
Dir will ich mich ganz hingeben, durch dich ganz Jesus gehören.
Erflehe mir Licht und Kraft vom Heiligen Geist und reinige mich vom Geist der Welt.

Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen
und entzünde in uns das Feuer deiner göttlichen Liebe.

Betrachtungen

Die Welt giert nach Macht und Ruhm. Sklavisch kriecht sie vor den Machthabern und treibt einen wahren Kult mit den Grö­ ßen des Tages. Man geht über Leichen, um an die Macht zu kommen, und scheut vor keiner Niedertracht zurück, um flüchtigen Ruhm zu erhaschen. Der Jünger Christi aber weiß, daß der Herr die Mächtigen vom Throne stürzt (Luk 1, 52) und daß aller Erdenruhm ein Nichts ist. Denn nur das Ewige gilt.

Das Verhalten der Gotteskinder

1. Sie bleiben daheim bei ihrer Mutter; das heißt, sie lieben die Zurückgezogen­ heit, sie sind verinnerlicht und obliegen dem Gebet, jedoch nach dem Beispiel und in Gegenwart ihrer Mutter. Mariens ganze Herrlichkeit liegt ja im Innern, und ihr ganzes Leben lang hat sie das Gebet und die Zurückgezogenheit geliebt. Wohl tre­ ten die Kinder des Lichtes manchmal auch nach außen in der Welt auf; dies geschieht aber aus Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes und ihrer geliebten Mutter. Sie tun es nur, um ihre Standespflichten zu erfül­ len. Was immer sie äußerlich Großes leisten mögen, viel wichtiger ist ihnen das Wir­ ken in der eigenen Seele im Verein mit der Gottesmutter; denn dort vollbringen sie das große Werk ihrer Heiligung, neben dem alle anderen Taten nur Kinderspiel sind. Während darum ihre Brüder und Schwe­ stern manchmal mit viel Krafteinsatz, Ge­ schicklichkeit und Erfolg, unter der Aner­ kennung und dem Beifall der Menge äußere Werke vollbringen, erkennen sie im Licht des Heiligen Geistes, daß es viel ehren­ voller, nützlicher und schöner ist, sich mit ihrem Vorbild Jesus Christus zurückzu­ ziehen, in gänzlicher und vollkommener Unterwerfung unter ihre Mutter. Lieber bleiben sie in der Stille und Verborgenheit, als aus eigener Kraft in der Welt Großes zu wirken, wie Esau und seine Nachkom­ men. Die Ehre Gottes aber und den wahren Reichtum des Menschen findet man, in An­ lehnung an ein Psalmwort, nur im Hause Mariens.

0 Herr Jesus, wie lieblich sind deine Wohnungen! Der Sperling fand ein Haus, darin er wohnen kann, und die Turteltaube ein Nest, um ihre Jungen darin zu bergen. Wie selig ist doch der Mensch, der im Hause Mariens wohnt, wo du zuerst deine Wohnung aufgeschlagen hast! Ja, in die- sem Haus der Auserwählten empfängt er von dir allein seine Hilfe (Ps. 83).

2. Die Auserwählten ließen die hei­ ligste Jungfrau innig und verehren sie wahrhaftig als ihre gute Mutter und Herrin. Sie lieben sie nicht nur in Worten, son­ dern in Wahrheit; sie ehren sie nicht nur äußerlich, sondern im Innersten ihres Herzens. Wie Jakob vermeiden sie alles, was ihr mißfallen könnte, und machen sich mit Eifer an alles, was nach ihrer Auffassung ihnen das Wohlwollen Mariens erwirbt. Sie bringen und übergeben ihr anstelle der beiden Zicklein, die Jakob seiner Mutter Rebekka brachte, ihren Leib und ihre Seele und alles, was sie sind und haben. Dies ist versinnbildlicht durch die beiden Zicklein Jakobs. Maria soll sie als ihr Eigentum an­ nehmen und sie der Sünde und sich selbst absterben lassen. Sie soll sie von ihrer Eigenliebe befreien, damit sie ihrem Sohne Jesus gefallen; denn der göttliche Heiland will nur solche Menschen zu Freunden und Jüngern haben, die sich selbst abgestorben sind. Durch Mariens Fürsorge und Für­ sprache sollen dieser Leib und diese Seele ganz geläutert von jeder Makel, ganz ab­ getötet und entäußert zu einer köstlichen Gabe werden, würdig, dem himmlischen Vater dargebracht und von ihm gesegnet zu werden. Ist das nicht der Fall bei den aus­ erwählten Seelen, die die von uns gelehrte Ganzhingabe an Jesus Christus durch die Hände Mariens schätzen und üben, um Jesus und Maria ihre tatkräftige und mu­ tige Liebe zu beweisen?

3. Die Gotteskinder sind Maria, ihrer guten Mutter, untertan und gehor­ sam, nach dem Vorbild Jesu Christi, der von den dreiunddreißig Jahren seines Er­ denlebens dreißig dazu verwandte, Gott Vater durch gänzliche und vollkommene Unterwerfung unter seine heiligste Mutter zu verherrlichen. Sie gehorchen ihr und befolgen genau ihre Ratschläge, so wie der junge Jakob, zu dem Rebekka sprach:

»Folge meinem Rate«, oder wie die Gäste auf der Hochzeit zu Kana, zu denen die Gottesmutter sprach: »Tut alles, was mein Sohn euch sagt.« Jakob empfing als Lohn für den Gehorsam gegenüber seiner Mut­ ter wie durch ein Wunder den Segen, der ihm natürlicherweise nicht zustand. Die Gäste auf der Hochzeit zu Kana, die dem Rat der Gottesmutter folgten, durften da­ für das erste Wunder Jesu Christi erleben, der auf die Bitten seiner heiligsten Mutter das Wasser in Wein verwandelte. So wer­ den auch bis zum Ende der Welt alle jene, die den Segen des himmlischen Vaters empfangen und der Wunder Gottes gewürdigt werden, diese Gnaden nur für ihren vollkommenen Gehorsam gegenüber Maria erhalten. Die Kinder Esaus hingegen ver­ lieren ihren Segen, weil sie Maria nicht untertan sind.

4. Die Auserwählten haben großes Vertrauen auf die Güte und Macht der hei­ ligsten Jungfrau, ihrer guten Mutter. Ohne Unterlaß rufen sie ihre Hilfe an; sie sehen auf zu ihr wie zu ihrem Leitstern, der sie heil in den Hafen führt. Mit der größten Offenherzigkeit enthüllen sie ihr ihre Nö­ ten und Schwierigkeiten; sie klammern sich an ihre barmherzige und süße Mutter, um durch deren Fürsprache die Verzeihung ihrer Sünden zu erlangen und in ihren böten und Unannehmlichkeiten Mariens mutterliche Milde zu erfahren. Ja, auf eine wunderbare Weise versenken, verbergen und verlieren sie sieh sogar in dem jung- frauhchen Schoß ihrer Liebe um darin auch vom kleinsten Makel gereinigt zu werden und die Fülle Jesu Christi zu fin­ den, der in Maria seinen herrlichsten Thron
ufgeschlagen hat. Welche Seligkeit! Wie hat doch Abt Guerrikus gesagt: »Glaube nicht, es sei ein größeres Glück, im Schoße Abrahams zu wohnen, als im Schoße Ma­ riens, in der der Herr selber thront.«

Die Kinder dieser Welt hingegen ver­trauen nur auf sich selbst. Sie lieben nur die sichtbaren und äußeren Dinge, und so wissen sie die mütterliche Milde und Güte Mariens nicht zu schätzen. Sie wissen nichts von dem sicheren Halt, den Maria gibt, und dem festen Vertrauen, das die Auserwählten für ihre gute Mutter emp­ finden. In ihrem Elend lieben sie noch den Hunger nach äußeren Dingen, wie der hei­ lige Gregor sagt, weil sie die Süßigkeit nicht verkosten wollen, die man nur im In­ nern und in den Herzen Jesu und Mariens findet.

5. Die Kinder des Lichtes wandeln schließlich in den Spuren Mariens. Sie ahmen sie nach; und gerade darin liegt ihre wahre Seligkeit und Frömmigkeit ebenso wie das untrügliche Zeichen ihrer Auser­ wählung. Sagt doch die liebe Gottesmutter selbst: »Selig, die auf meine Wege achten!«, das heißt: Selig sind, die meine Tugenden üben, die mit göttlicher Hilfe und Gnade auf den Spuren meines Lebens wandeln. Selig sind sie während ihres Erdenlebens, weil ich ihnen aus meiner Fülle überströmende Gnaden und Tröstungen mitteile, viel mehr als den andern, die mir nicht so treu nachfolgen. Selig sind sie in ihrem Tod, der sanft und friedlich ist und bei dem ich meist selbst anwesend bin, um sie zu den ewigen Freuden zu führen. Und se­ lig sind sie in der Ewigkeit, denn keiner meiner treuen Diener, der im Leben meine Tugenden nachgeahmt hat, ist je verloren­ gegangen.

Die Kinder der Finsternis hingegen sind unglücklich während ihres Lebens, in ihrem Sterben und in der Ewigkeit, weil sie den Tugenden der Gottesmutter nicht nach­ eifern. Hie und da sind sie zwar Mitglieder marianischer Vereine, verrichten ein paar Gebete oder äußere Andachtsübungen; aber dabei bleibt es auch.

0 Maria, du meine gute Mutter, mit der ganzen Glut meines Herzens sage ich es noch einmal: selig, ja selig sind, die sich nicht von einer falschen Verehrung für dich irreführen lassen, die deinen Wegen, dei­ nen Ratschlägen und Befehlen treu folgen! Aber unselig sind jene, deren Marienver­ ehrung nur ein Hohn ist, weil sie die Ge­ bote deines Sohnes nicht halten!

Jesus warnt uns:

»Da er bemerkte, wie die Geladenen sich die ersten Plätze aus­ wählten, trug er ihnen folgendes Gleichnis vor: ,Wenn du von jemand zu einer Hoch­ zeit geladen bist, so setze dich nicht an den ersten Platz. Es könnte ein Vornehmerer als du geladen sein, und dein und sein Gast­ geber könnte kommen und zu dir sagen: Mach diesem Platz! Dann müßtest du be­ schämt den letzten Platz einnehmen. Nein, wenn du geladen bist, so geh und setz dich an den letzten Platz. Dann mag dein Gast­ geber kommen und zu dir sagen: Freund, rücke höher hinauf! Das wird dir zur Ehre gereichen vor allen, die mit dir zu Tische sitzen. Denn jeder, der sich erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich erniedrigt, wird erhöht werden’« (Lk 4, 7-11).

Gebet: Gott, du widerstehst den Stolzen und gewährst den Demütigen deine Gnade; verleihe uns die Tugend wahrer Demut, als deren Vorbild dein eingeborner Sohn sich selbst den Gläubigen vor Augen gestellt hat, und laß uns niemals durch Hochmut deinen Unwillen herausfordern, vielmehr durch Unterwürfigkeit die Geschenke dei­ner Gnade erlangen. Amen.

Nachfolge Christi – Buch 3 – Kapitel 4:
“Wandle vor Gott in Wahrheit und Demut!”

  1. Der Herr: Mein Sohn, wandle in der Wahrheit vor mir und suche mich immer in der Einfalt des Herzens. Wer in der Wahrheit vor mir wandelt, den wird die Allmacht vor bösen Anfällen schützen, und die Wahrheit wird ihn von den Verführern und den Lästerungen der Gottlosen frei . machen. Und hat dich die Wahrheit einmal frei gemacht, dann hast du die wahre Freiheit und brauchst dich nicht um die leidige Wortmacherei der Menschen zu kümmern.
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    Der Mensch: Wahr ist, o Herr, was du lehrst, und es soll auch in mir wahr werden. Deine Wahrheit soll mich lehren, sie soll mich behüten, mich bis zum seligen Ende bewahren. Deine Wahrheit mache mich los von aller bösen Neigung, von aller ungeordneten Liebe, .und ich werde mit dir wan­ deln in großer Freiheit des Herzens.
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  2. Der Herr: So will ich denn, spricht die Wahrheit, dich lehren, was recht ist und mir wohlgefällt. Denke mit großem Abscheu und inniger Traurigkeit an deine Sünden, und laß dir deine guten Werke nicht zu Kopfe steigen, als wenn du deshalb etwas wärest. Wahrhaftig, du bist Sünder, bist vielen Leidenschaften unterworfen und in dies dein Elend tief verwickelt. Von dir aus gehst du immer auf das Nichts los; du kommst leicht zu Falle, wirst leicht überwunden, leicht verwirrt, leicht vernichtet. Nichts hast du, dessen du dich selber rühmen könntest; aber Vieles, das dich in deinen Augen gering und schlecht machen muß; denn du bist viel schwächer, als du begreifen kannst.
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  3. Von allem also, was du tust, soll in deinem Auge nichts groß, nichts köstlich, nichts wunderbar, nichts achtungswert erscheinen. Denn wahrhaft groß, wahrhaft lobens- und wünschenswert ist nur das, was ewig ist.
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    Gefallen soll dir über alles die ewige Wahrheit; mißfallen – soll dir stets dein Geringsein, in dem du dich für übergroß halten darfst. Nichts sollst du so sehr verachten, so sehr fliehen, als deine Sünden und Laster; sie sollten dir mehr mißfallen, tiefer zu Herzen gehen als jede zeitliche Verlust.
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    Einige wandeln nicht aufrichtig vor mir. Von Fürwitz und Anmaßung geführt, wollen sie nur meiner Geheimnisse innewerden, wollen die Tiefen der Gottheit erforschen, und dabei vernachlässigen sie sich selbst und ihr eigenes Heil. Menschen dieser Art fallen oft aus Stolz und Fürwitz in große Versuchungen und Sünden, denn ich bin wider sie.
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  4. Fürchte Gottes Gericht; erzittere vor dem Zorn des Allmächtigen; laß dich’s aber nicht gelüsten, die Werke des Allerhöchsten zu erforschen; forsche lieber im Abgrunde deiner Verderbnis, und zähle, wieviel Böses du getan, wieviel Gutes du unterlassen hast.
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    Manche haben ihre Frömmigkeit bloß in Büchern, andere in Bildern, wieder andere in äußerlichen Zeichen und Vor- stellungen. Einige haben mich im Munde, aber in ihrem Herzen ist wenig von mir.
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    Es gibt aber auch einige, die himmlisches Licht im Verstand und himmlische Reinheit im Herzen haben, immer nach dem Ewigen die Hände ausstrecken. Ungern hören sie von Irdischem, den Naturerfordernissen dienen sie mit Schmerz. Diese nehmen fleißig wahr, was der Geist der Wahrheit in ihnen spricht. Denn er lehrt sie das Irdische verachten und das Himmlische lieben, das Vergängliche außer Acht lassen und dem Himmlischen Tag und Nacht mit ungeteiltem Herzen nachhangen.