Lebensangst
Gebete
Komm, Schöpfer Geist
Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein, besuch das Herz der Kinder dein,
erfüll uns all mit deiner Gnad’, die deine Macht erschaffen hat.
Der du der Tröster wirst genannt, vom höchsten Gott ein Gnadenpfand,
du Lebensbrunn, Licht, Lieb’ und Glut, der Seele Salbung, höchstes Gut.
O Schatz, der siebenfältig ziert, o Finger Gottes, der uns führt,
Geschenk, vom Vater zugesagt, du, der die Zungen reden macht.
Zünd an in uns dein Gnadenlicht, gieß Lieb ins Herz, die ihm gebricht,
stärk unsres Leib’s Gebrechlichkeit mit deiner Kraft zu jeder Zeit.
Treib weit von uns des Feind’s Gewalt, in deinem Frieden uns erhalt,
daß wir, geführt von deinem Licht, in Sünd’ und Leid verfallen nicht.
Gib, daß durch dich den Vater wir und auch den Sohn erkennen hier,
und daß als Geist von beiden dich wir allzeit glauben festiglich.
Gott Vater Lob auf höchstem Thron und seinem auferstand’nen Sohn;
dem Tröster auch sei Lob geweiht jetzt und in alle Ewigkeit.
Amen.
Anrufung des Heiligen Geistes
Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen
und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!
Sende aus deinen Geist, und alles wird neu geschaffen werden.
Und du wirst das Angesicht der Erde erneuern.
O Gott, du hast die Herzen der Gläubigen durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes gelehrt;
gib, daß wir in diesem Geiste erkennen, was recht ist, und seines Trostes uns allezeit erfreuen:
Durch Christus, unsern Herrn.
Amen.
Ave maris stella
Meerstern, ich dich grüße, Mutter Gottes, süße,
allzeit Jungfrau, reine, Himmelspfort’ alleine!
Ave klang die Kunde aus des Engels Munde,
uns den Frieden spende, Evas Namen wende.
Lös das Band der Sünden, spende Licht den Blinden,
allem Bösen wehre, alles Gut begehre.
Dich als Mutter zeige, daß durch dich sich neige
unserm Fleh’n auf Erden, der dein Sohn wollt’ werden.
Jungfrau, auserkoren, mild und rein geboren,
uns von Schuld befreie, Keuschheit uns verleihe.
Gib ein reines Leben, mach den Weg uns eben,
daß in Himmelshöhen froh wir Jesus sehen.
Vater, ich dich ehre, Sohn, dein Lob ich mehre,
beider Geist ich preise, drei auf gleiche Weise.
Amen.
Gebet vor der Betrachtung in den ersten zwölf Tagen
O Maria, unbefleckte Braut des Heiligen Geistes,
Mutter Jesu und meine Mutter, meine Herrin und Königin!
Dir will ich mich ganz hingeben, durch dich ganz Jesus gehören.
Erflehe mir Licht und Kraft vom Heiligen Geist und reinige mich vom Geist der Welt.
Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen
und entzünde in uns das Feuer deiner göttlichen Liebe.
Betrachtungen
Trotz aller äußeren Ausgelassenheit sind die Menschen von der Angst gepackt. Mit allen Mitteln will man sich sichern vor jeg licher Not und Gefahr. Man schließt Versi cherungen ab gegen jedes nur erdenkliche Übel und meint, damit gegen alle Schick salsschläge gefeit zu sein.
Aber wie sagt die Heilige Schrift? »Ver flucht der Mensch, der auf die Menschen baut und dessen Herz vom Herrn ab weicht.« Denn nur in Gott ruht die wahre Sicherheit.
Sicherung unserer Gnaden und Verdienste
Durch die Ganzhingabe bringen wir unsere Gnaden, Verdienste und Tugenden in Sicherheit; denn wir machen Mana zu deren Verwalterin, indem wir zu ihr sn chen: »Nimm hin, meine geliebte Herr?’ was ich durch die Gnade deines Sohnes an Gutem getan habe. Ich bin nicht fähig, es zu bewahren, denn ich bin schwach und unbeständig; zu viele und bösartige Feinde bedrohen mich Tag und Nacht’ Täglich sieht man, wie Zedern vom Libal non in den Staub fallen, und wie Adler die sich bis zur Sonne erhoben, zu Nacht vögeln werden. So fallen auch tausend Ge rechte zu meiner Linken und zehntausend zu meiner Rechten. Du aber, meine mäch tige, meine unendlich mächtige Fürstin, halte mich, damit ich nicht falle; verwahre all mein Gut, damit es mir nicht geraubt werde. Alles, was ich habe, vertraue ich dir zur Verwahrung an. Ich weiß, wer du bist, darum bringe ich mich dir ganz dar. Du bist getreu gegen Gott und Menschen und läßt nichts von dem verlorengehen, was ich dir anvertraue. Du bist mächtig, und nie mand kann dir schaden, niemand kann dir entreißen, was du in Händen hast.«
Folge ihr, und du verirrst dich nicht. Bete zu ihr, und du verzweifelst nicht. Ge denke ihrer, und du irrst nicht. Wenn sie dich hält, fällst du nicht. Wenn sie dich schützt, hast du nichts zu fürchten. Wenn sie dich führt, dann kommst du ans Ziel»Sie hält ihren Sohn zurück, damit er nicht strafe; sie hält den Teufel zurück, da mit er nicht schade; sie hält die Tugenden fest, damit sie nicht verderben; sie hält die Gnaden fest, damit sie nicht verwehen.« Das sind die Worte des heiligen Bernhard, die im wesentlichen all das ausdrücken, was ich eben gesagt habe. Gäbe es auch nur diesen einen Beweggrund, um mich zur Ganzhingabe zu veranlassen, nämlich daß sie ein sicheres Mittel ist, mich in der Gnade Gottes zu erhalten und diese Gnade in mir zu vermehren, ich müßte Feuer und Flamme dafür sein.
Innere Freiheit und Freude
Diese Ganzhingabe macht die Seele wahrhaft frei mit der Freiheit der Kinder Gottes. Da wir uns aus Liebe zu Maria frei willig in die Abhängigkeit begeben, macht diese gute Herrin aus Dankbarkeit unser Herz groß und weit, so daß wir mit Riesen schritten auf dem Weg der Gebote Gottes voranschreiten. Überdruß, Traurigkeit und Skrupel hält sie von uns fern. Der Heiland lehrte Mutter Agnes von Jesus * diese Hin gabe als ein sicheres Mittel, den großen Qualen und Zweifeln zu entgehen, in denen sie sich befand. »Schenke dich meiner Mut ter«, sprach er zu ihr. Sie tat es, und gleichen Augenblick hörten ihre Qualen auf.
* Dominikanerin, die 1634 im Kloster Langeac in der Auvergne im Rufe der Heiligkeit starb.
Empfehlung der Ganzhingabe durch Päpste und Bischöfe
Zur Beglaubigung dieser Hingabe müßte man hier alle die Verlautbarungen und Ablässe der Päpste aufzählen, ihre Empfehlungen durch die Bischöfe, ferner die Bruderschaften, die ihr zu Ehren er richtet wurden, sowie das Beispiel vieler großer Persönlichkeiten, die sie geübt ha ben; doch übergehe ich dies alles.
Jesus warnt vor trügerischer Sicherung des Lebens:
»Ein reicher Mann hatte einen Acker, der ihm reichlichen Ertrag brachte. Da dachte er bei sich: Was soll ich tun? Ich habe nicht Platz, wo ich meine Früchte unterbringen kann. So will ich’s machen, sagte er: Ich breche meine Scheunen ab und baue größere. Darin kann ich all mei nen Ertrag und alle meine Güter unter bringen. Dann will ich zu meiner Seele sa gen: Meine Seele, du hast großen Vorrat an Gütern auf viele Jahre. Setz dich zur Ruhe. Iß und trink und laß dir’s wohl sein. Gott aber sprach zu ihm: Du Tor, noch diese Nacht wird man deine Seele von dir for dern! Wem wird dann das gehören, was du aufgespeichert hast? So geht es dem, der für sich Schätze aufhäuft, statt reich zu werden bei Gott« (Lk 12, 16-21).
Gebet:
Wir bitten, Herr, behüte deine Familie mit immerwährender Vaterliebe, und da sie allein auf die Hoffnung himm lischer Gnade sich stützt, so schirme sie allezeit und beschütze sie. — Deinen heili gen Namen, Herr, laß uns fürchten zugleich und allezeit lieben; denn nie entziehst du denen deine Führung, die du in deiner Liebe fest begründest. Amen.
Nachfolge Christi – Buch 3 – Kapitel 17:
“Stelle alle deine Sorgen Gott anheim!”
- Der Herr: Mein Sohn, laß mich mit dir schalten, wie ich will, denn ich weiß, was dir gut ist. Du denkst wie ein Mensch, und urteilst von vielen Dingen, wie es dir deine menschliche Neigung eingibt.
- Der Mensch: Herr, es ist, wie du sagst! Du sorgst weit mehr für mich, als ich selbst für mich sorgen kann. Wer nicht all sein Sorgen in deinen Schoß niederlegt, der steht auf einem Grunde, der sehr schwankt. Herr, wenn mein Wille nur gerade zu dir hin gerichtet ist und festbleibt, alles übrige sei dir anheim gestellt! Mache es mit mir, wie es dir gefällig ist. Denn was du mit mir machst, das kann nur gut sein. Wenn du willst, daß Finsternis um mich her werde, so preise ich dich; und, wenn du willst, daß Licht um mich her werde, so preise ich dich wiederum. Ich preise dich, wenn du mich eines Trostes würdigst; und wenn du Trübsal über mich kommen lässest, so preise ich dich auch in der Trübsal.
- Der Herr: Mein Sohn, so mußt du gesinnt sein, wenn du mit mir wandeln willst. Gleich schnell bereit zum Leiden mußt du sein, wie zur Freude; so willig zur Armut und Dürftigkeit, wie zur Fülle und zum Reichtum.
- Der Mensch: Herr, ich will um deinetwillen gern lei den, was du über mich kommen lassen wirst. Gleichmütig will ich von deiner Hand annehmen Gutes und Böses, Süßes und Bitteres, Freudiges und Trauriges, und dir danken für alles, was mir begegnet. Bewahre mich nur vor aller Sünde: dann fürchte ich weder Tod noch Hölle. Wenn du mich nicht auf ewig verwirfst, du mich nicht auslöschst aus dem Buche des Lebens, so kann mir von allen Trübsalen, die über mich kommen mögen, keine schaden.