2. Tag – Sonntag, 14. Juli 2024

Die beiden Parteien

Gebete

Komm, Schöpfer Geist

Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein, besuch das Herz der Kinder dein,
erfüll uns all mit deiner Gnad’, die deine Macht erschaffen hat.

Der du der Tröster wirst genannt, vom höchsten Gott ein Gnadenpfand,
du Lebensbrunn, Licht, Lieb’ und Glut, der Seele Salbung, höchstes Gut.

0 Schatz, der siebenfältig ziert, o Finger Gottes, der uns führt,
Geschenk, vom Vater zugesagt, du, der die Zungen reden macht.

Zünd an in uns dein Gnadenlicht, gieß Lieb ins Herz, die ihm gebricht,
stärk unsres Leib’s Gebrechlichkeit mit deiner Kraft zu jeder Zeit.

Treib weit von uns des Feind’s Gewalt, in deinem Frieden uns erhalt,
daß wir, geführt von deinem Licht, in Sünd’ und Leid verfallen nicht.

Gib, daß durch dich den Vater wir und auch den Sohn erkennen hier,
und daß als Geist von beiden dich wir allzeit glauben festiglich.

Gott Vater Lob auf höchstem Thron und seinem auferstand’nen Sohn;
dem Tröster auch sei Lob geweiht jetzt und in alle Ewigkeit.
Amen.

Anrufung des Heiligen Geistes

Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen
und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!

Sende aus deinen Geist, und alles wird neu geschaffen werden.
Und du wirst das Angesicht der Erde er­neuern.

O Gott, du hast die Herzen der Gläubigen durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes gelehrt;
gib, daß wir in diesem Geiste erkennen, was recht ist, und seines Trostes uns allezeit erfreuen:
Durch Christus, unsern Herrn.
Amen.

Ave maris stella

Meerstern, ich dich grüße, Mutter Gottes, süße,
allzeit Jungfrau, reine, Himmelspfort’ alleine!

Ave klang die Kunde aus des Engels Munde,
uns den Frieden spende, Evas Namen wende.

Lös das Band der Sünden, spende Licht den Blinden,
allem Bösen wehre, alles Gut begehre.

Dich als Mutter zeige, daß durch dich sich neige
unserm Fleh’n auf Erden, der dein Sohn wollt’ werden.

Jungfrau, auserkoren, mild und rein geboren,
uns von Schuld befreie, Keuschheit uns verleihe.

Gib ein reines Leben, mach den Weg uns eben,
daß in Himmelshöhen froh wir Jesus sehen.

Vater, ich dich ehre, Sohn, dein Lob ich mehre,
beider Geist ich preise, drei auf gleiche Weise.
Amen.

Gebet vor der Betrachtung in den ersten zwölf Tagen

O Maria, unbefleckte Braut des Heiligen Geistes,
Mutter Jesu und meine Mutter, meine Herrin und Königin!
Dir will ich mich ganz hingeben, durch dich ganz Jesus gehören.
Erflehe mir Licht und Kraft vom Heiligen Geist und reinige mich vom Geist der Welt.

Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen
und entzünde in uns das Feuer deiner göttlichen Liebe.

Betrachtungen

Zwei Heerlager stehen einander gegen­ über; für eines von ihnen müssen wir uns entscheiden. Wollen wir auf der Seite Christi oder auf der Seite Luzifers stehen?

Die beiden Parteien

Seht, meine lieben Mitbrüder, das sind die beiden Parteien, die täglich in Er­ scheinung treten: die Partei Jesu Christi und die Partei der Welt.

Die Partei unseres guten Heilands erklimmt den schmalen Weg zur Rechten, den die Schlechtigkeit der Welt mehr denn je eingeengt hat. Der Herr schreitet nack­ ten Fußes voran, das Haupt mit Dornen gekrönt, den Leib voller Wunden, beladen mit einem schweren Kreuz. Nur eine Hand­ voll Menschen folgt ihm, aber es sind die Tapfersten. Denn im Trubel der Welt ver­ nimmt man seine leise Stimme nicht, oder man hat nicht den Mut, ihm in die Armut, die Schmerzen, Verdemütigungen und an­ deren Leiden zu folgen, die man in seinem Dienst das ganze Leben lang ertragen muß.

Zur Linken ist die Partei der Welt und des Teufels, die viel zahlreicher und in ihrer Erscheinung viel großartiger und glänzender ist. Die ganze vornehme Welt läuft ihr nach, und es herrscht ein Ge­ dränge trotz der breiten Wege, die von den Menschenmassen ausgetretener sind als je. Die Wege sind mit Blumen bestreut, mit Freuden und Kurzweil gesäumt, mit Gold und Silber gepflastert.

Die Jünger Christi

Die kleine Herde, die Jesus Christus zur Rechten folgt, spricht nur von Tränen, Bußübungen, Gebeten und Weltverachtung. Immer wieder hört man die Worte, die sie unter Tränen wiederholen: »Laßt uns lei­ den, weinen, fasten und beten, uns verber­ gen, verdemütigen, entäußern und abtöten; denn wer nicht den Geist Jesu Christi, den Geist des Kreuzes besitzt, der gehört dem Heiland nicht an. Die Jesus Christus gehö­ ren, haben ihr Fleisch mit seiner Begier­ lichkeit gekreuzigt. Wer dem Bilde Jesu nicht gleichförmig ist, der ist verloren. Nur Mut«, so rufen sie einander zu, »nur Mut; wenn Gott für uns, in uns und vor uns ist, wer ist gegen uns? Der in uns lebt, ist grö­ ßer als der in der Welt lebt; der Diener ist nicht über dem Meister. Ein wenig kurzer Trübsal bringt uns ewige Herrlichkeit. Nur wer mutig ist und Gewalt anwendet, reißt das Himmelreich an sich. Nur der wird dort gekrönt, der den guten Kampf gekämpft hat im Geiste des Evangeliums, und nicht, weil es die Mode so wollte. Laßt uns darum kraftvoll kämpfen, laßt uns hurtig laufen, damit wir ans Ziel kommen, damit wir die Krone erringen.«

Mit diesen und anderen göttlichen Worten ermutigen die Kreuzesfreunde sich gegenseitig.

Die Weltmenschen

Die Weltkinder hingegen ermuntern einander, in ihrer gewissenlosen Bosheit zu verharren, und rufen täglich: »Leben, Le­ ben, Friede, Friede, Freude, Freude! Laßt uns essen, trinken, singen, tanzen, spielen! Gott ist gut, Gott hat uns nicht erschaf­ fen, um uns zu verdammen, Gott verbietet nicht, vergnügt zu sein. Dafür werden wir nicht verdammt; nur keine Skrupel, ihr werdet nicht sterben!«

Jesus spricht:

»Niemand kann zwei Herren dienen. Entweder wird er den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern ver­achten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon« (Mt 6, 24).

»Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich; wer nicht mit mir sammelt, der zer­streut« (Mt 12,30).

Der heilige Paulus über die beiden Heer­lager: »Die Werke des Fleisches sind: Unzucht, Unkeuschheit, Schamlosigkeit, Wollust, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Zwie­tracht, Spaltungen, Parteiungen, Mord, Trunksucht, Schwelgerei und dergleichen. Die solches treiben, werden das Reich Got­ tes nicht erben. Die Früchte des Geistes aber sind: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Güte, Treue, Sanftmut, Be­scheidenheit, Enthaltsamkeit, Keuschheit. Die Jesus angehören, haben ihr Fleisch mit seinen Lüsten und Begierden ans Kreuz geschlagen« (Gal 5, 19-24).
Gebet: Wir haben die Speise der Un­sterblichkeit empfangen und bitten nun, Herr: Da wir mit Stolz unter der Fahne des Königs Jesus Christus Kriegsdienste tun, laß uns einst auch mit ihm auf dem himmlischen Thron ewig herrschen.
Amen.

Nachfolge Christi – Buch 2 – Kapitel 11:
“Viel Christen – und wenig Freunde Christi und seines Kreuzes.”

  1. Jesus hat jetzt viele Jünger, die im himmlischen Reiche gern mit ihm herrschen möchten, aber wenige, die sein Kreuz auf Erden tragen wollen. Viele hat er, die Trost, wenige, die Trübsal verlangen. Viele findet er, die mit ihm essen und trinken möchten, aber wenige, die mit ihm fasten wollen. Alle möchten mit ihm Freude haben, aber wenige wollen für ihn leiden. Viele folgen Jesus nach bis zum Brotbrechen am Abendmahle, aber wenige bis zum Trinken aus dem Leidenskelche. Viele ehren seine Wundertaten, aber wenige teilen , mit ihm die Schmach des Kreuzes. Viele lieben Jesus, solange sie nichts zu leiden haben. Viele loben und preisen ihn, so­ lange sie Tröstungen von ihm empfangen. Aber, wenn Jesus sich verbirgt und sie auch nur eine kurze Weile allein läßt, da klagen sie gleich oder verlieren gar den Mut.
  2. Die aber Jesus seinet- und nicht ihres Trostes wegen lieb haben, die loben ihn in den Tagen der heißesten Angst, wie in den Stunden der höchsten Tröstung. Und wenn er ihnen auch nie Trost geben wollte, so würden sie ihn doch immer loben, ihm allzeit danken.
  3. Oh, die reine Liebe zu Jesus, die kein Eigennutz und keine Eigenliebe trübt, wie viel vermag sie! Wie kann man die, die nur immer nach Tröstungen haschen, anders nennen als Lohnknechte? Wenn sie immer auf ihren Nutzen, auf ihren Gewinn sinnen, beweisen sie denn nicht, daß sie sich selbst mehr als Jesus lieben? Wo findest du einen Menschen, der seinem Gott umsonst dienen will?
  4. Ein Mensch, der so ganz nach dem Geiste lebt, daß er nackt und bloß von allem wäre, ist der seltenste Fund auf . Erden. Das heißt: recht arm im Geiste sein und frei von aller Anhänglichkeit an irgend ein Geschöpf. Wo findest du einen solchen? Er ist wie eine kostbare Perle, die nur von den fernsten Ländern mit dem größten Aufwande herbeigeschafft wird.
  5. Wenn der Mensch all seine Habe daran gibt, so ist es noch so viel als nichts. Wenn er die strengste Buße tut, so ist es noch sehr wenig. Wenn er alle Wissenschaften erfaßt hätte, so wäre er noch fern. Und wenn er große Tugend und glut­ volle Andacht hätte, so fehlte ihm noch vieles, nein, nicht vieles, nur Eines fehlte ihm, aber gerade das Eine Notwen­ dige. Was ist denn aber das Eine Notwendige? Dieses ist’s: Nachdem du alles andere schon verlassen hast, mußt du dich selbst ganz verlassen, ganz von dir selbst weggehen und alle Eigenliebe aufgeben. Und wenn du alles getan hast, was du nach deiner Erkenntnis tun solltest, so mußt du doch so ge­ sinnt sein, als hättest du nichts getan.
  6. Nichts muß der Mensch groß achten, wenn es gleich groß geachtet werden könnte, sondern sich in Wahrheit für einen unnützen Knecht halten, wie uns die Wahrheit (Luk. 17, 10) lehrt: Wenn ihr alles getan habt, was euch geboten ist, so sagt weiter nichts, als: wir sind unnütze Knechte. Dann kann der Mensch recht arm und bloß im Geiste sein und mit dem Propheten (Ps. 25,16) sprechen: Ich bin arm und allein. Desungeachtet ist niemand reicher, niemand mächtiger, nie­ mand freier als der Mann, der sich und alle Dinge verlassen, sich an die unterste Stelle Einsetzen kann.