12. Tag – Sonntag, 17. November 2024

Die Letzten Dinge

Gebete

Komm, Schöpfer Geist

Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein, besuch das Herz der Kinder dein,
erfüll uns all mit deiner Gnad’, die deine Macht erschaffen hat.

Der du der Tröster wirst genannt, vom höchsten Gott ein Gnadenpfand,
du Lebensbrunn, Licht, Lieb’ und Glut, der Seele Salbung, höchstes Gut.

O Schatz, der siebenfältig ziert, o Finger Gottes, der uns führt,
Geschenk, vom Vater zugesagt, du, der die Zungen reden macht.

Zünd an in uns dein Gnadenlicht, gieß Lieb ins Herz, die ihm gebricht,
stärk unsres Leib’s Gebrechlichkeit mit deiner Kraft zu jeder Zeit.

Treib weit von uns des Feind’s Gewalt, in deinem Frieden uns erhalt,
daß wir, geführt von deinem Licht, in Sünd’ und Leid verfallen nicht.

Gib, daß durch dich den Vater wir und auch den Sohn erkennen hier,
und daß als Geist von beiden dich wir allzeit glauben festiglich.

Gott Vater Lob auf höchstem Thron und seinem auferstand’nen Sohn;
dem Tröster auch sei Lob geweiht jetzt und in alle Ewigkeit.
Amen.

Anrufung des Heiligen Geistes

Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen
und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!

Sende aus deinen Geist, und alles wird neu geschaffen werden.
Und du wirst das Angesicht der Erde er­neuern.

O Gott, du hast die Herzen der Gläubigen durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes gelehrt;
gib, daß wir in diesem Geiste erkennen, was recht ist, und seines Trostes uns allezeit erfreuen:
Durch Christus, unsern Herrn.
Amen.

Ave maris stella

Meerstern, ich dich grüße, Mutter Gottes, süße,
allzeit Jungfrau, reine, Himmelspfort’ alleine!

Ave klang die Kunde aus des Engels Munde,
uns den Frieden spende, Evas Namen wende.

Lös das Band der Sünden, spende Licht den Blinden,
allem Bösen wehre, alles Gut begehre.

Dich als Mutter zeige, daß durch dich sich neige
unserm Fleh’n auf Erden, der dein Sohn wollt’ werden.

Jungfrau, auserkoren, mild und rein geboren,
uns von Schuld befreie, Keuschheit uns verleihe.

Gib ein reines Leben, mach den Weg uns eben,
daß in Himmelshöhen froh wir Jesus sehen.

Vater, ich dich ehre, Sohn, dein Lob ich mehre,
beider Geist ich preise, drei auf gleiche Weise.
Amen.

Gebet vor der Betrachtung in den ersten zwölf Tagen

O Maria, unbefleckte Braut des Heiligen Geistes,
Mutter Jesu und meine Mutter, meine Herrin und Königin!
Dir will ich mich ganz hingeben, durch dich ganz Jesus gehören.
Erflehe mir Licht und Kraft vom Heiligen Geist und reinige mich vom Geist der Welt.

Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen
und entzünde in uns das Feuer deiner göttlichen Liebe.

Betrachtungen

Die Welt will nicht erinnert werden an die Letzten Dinge, die doch für jeden die einzig unausweichliche Gewißheit sind. »Es ist dem Menschen bestimmt, einmal zu sterben, und darauf folgt das Gericht« (Hebr 9, 27). Wie notwendig ist es darum, an diese Dinge zu denken, damit man ihnen gefaßt entgegensehen kann und nicht un­ vorbereitet von ihnen überrascht wird!

Buße

»Das Kreuz« — er soll es tragen, denn nichts ist so notwendig, so nützlich und so süß, nichts ist so ruhmreich, als für Jesus Christus zu leiden. Tatsächlich seid ihr alle Sünder, meine lieben Kreuzes­ freunde. Nicht einer ist unter euch, der nicht die Hölle verdient, und ich noch mehr als die anderen. Unsere Sünden müssen entweder in dieser Welt bestraft werden oder in der anderen. Geschieht es in dieser, dann bleibt es uns in der anderen erspart. Wenn Gott in dieser Welt unsere Sünden mit unserem Einverständnis bestraft, dann wird es eine Strafe der Liebe sein. Nicht die strenge Gerechtigkeit, sondern die Barm­ herzigkeit wird in dieser Welt walten und die Strafe bestimmen. Sie wird leicht und vorübergehend sein, sie wird uns Süßig­ keit und Verdienste bringen, und der Lohn wird ihr folgen in Zeit und Ewigkeit. Wenn aber die notwendige Strafe für die andere Welt aufgespart wird, dann wird Gottes rächende Gerechtigkeit die Sünder mit Feuer und Schwert heimsuchen und die Strafe vollziehen. Schrecklich wird diese Strafe sein, unaussprechlich, unfaßlich. Er­ barmungslos wird die Strafe sein, ohne Linderung, ohne Verdienst, ohne Grenzen und ohne Ende. Ja, ohne Ende! Diese Tod­ sünde, die du in einem Augenblick began­ gen hast, dieser vorsätzlich böse Gedanke, an den du dich nachher kaum mehr erin­ nert hast, dieses Wort, das der Wind ver­ weht hat, dieses Vergehen gegen Gottes Gesetze, das von so kurzer Dauer war, all das wird eine Ewigkeit lang bestraft wer­ den, so lange Gott noch Gott ist. Leiden auf immer, ohne Verdienst, ohne Erbar­ men, ohne Ende!
Denken wir wohl daran, meine lieben Brüder und Schwestern, wenn wir in dieser Welt irgendein Weh erdulden? Wie sind wir doch glücklich, durch das geduldige Tragen dieses Kreuzes die ewige, frucht­ lose Pein für eine vorübergehende und ver­ dienstliche eintauschen zu dürfen! Wieviel unbezahlte Schulden haben wir? Wie viele Sünden haben wir begangen, die wir trotz unserer Reue und ehrlicher Beichte lange im Fegfeuer werden sühnen müssen, weil wir uns in dieser Welt mit ein paar nichtssagenden Bußwerken begnügt haben! Bezahlen wir doch in dieser Welt unsere Schulden freiwillig und tragen wir unser Kreuz. In der anderen Welt muß alles, selbst noch jedes müßige Wort, genauestens bis zum letzten Heller bezahlt werden. Könnten wir dem Satan nur das Buch des Todes entreißen, in dem er alle unsere Sün­ den vermerkt hat, und die Strafen, die sie verdienen; welch ein gewaltiges Soll fän­ den wir in unserer Rechnung, und wie wür­ den wir lieber jahrelang hienieden leiden als nur einen Tag in der anderen Welt!

Die Krone im Himmel

Viertens erhebt euren Blick zu der herrlichen Krone, die euch im Himmel erwartet, wenn ihr euer Kreuz gut tragt. Diese Belohnung war es, die die Patriar­ chen und Propheten in ihrem Glauben und inmitten aller Verfolgungen aufrecht er­ hielt, die den Aposteln und Märtyrern Mut gab in ihren Mühen und Qualen. »Lieber wollen wir mit dem Gottesvolk leiden, um ewig mit ihm glücklich zu sein, als auch nur einen Augenblick lang eine sündige Freude genießen«, so sagten die Patriar­ chen mit Moses. Die Propheten sprachen mit den Worten Davids: »Wir erleiden große Drangsal in der Hoffnung auf den Lohn.« Die Apostel und die Märtyrer aber sprachen mit dem heiligen Paulus: »Wir sind todgeweihte Schlachtopfer, ein Schau­ spiel für die Welt, für Engel und Menschen durch unsere Leiden, der Abschaum und Auswurf der Welt, wegen des unendlichen Gewichtes der ewigen Herrlichkeit, das ein Augenblick leichter Leiden in uns wirkt.«

Blicken wir nach oben, wo die Engel uns zurufen: »Gebt acht, daß ihr nicht die Krone verliert, die euch bestimmt ist, wenn ihr das euch auferlegte Kreuz gut tragt. Wollt ihr es nicht auf euch nehmen, dann wird ein anderer es tun und euch so die Krone rauben.« — »Kämpft tapfer und leidet geduldig«, so rufen uns alle Heiligen zu, »und ihr werdet das ewige Königreich erlangen.« Und hören wir schließlich noch Jesus Christus, der uns gesagt hat: »Ich werde meinen Lohn nur dem geben, der ge­ duldig leidet und durch die Geduld siegt.«

Dann blicken wir auch hinab in die Hölle, an den Platz, den wir verdient ha­ ben und der uns dort erwartet zur Seite des bösen Schächers und der Verdammten, wenn wir leiden wie sie, mit Gedanken der Auflehnung, des Trotzes und der Rache. Und dann rufen wir wie der heilige Augu­ stinus: »O Herr, brenne, schneide, kreuzige in diesem Leben zur Strafe für meine Sün­ den, doch schone meiner in der Ewigkeit.«

Jesus mahnt zum Bereitsein:

»Wie in den Tagen Noes, so wird es sein bei der Wieder­ kunft des Menschensohnes. In den Tagen vor der Sintflut schmausten und tranken sie, nahmen zur Ehe und gaben zur Ehe bis zu dem Tage, da Noe in die Arche ging; und sie kamen nicht zur Einsicht, bis die Sintflut hereinbrach und alle hinwegraffte. Geradeso wird es auch bei der Wieder­ kunft des Menschensohnes sein. Dann wer­ den zwei auf dem Felde sein: der eine wird aufgenommen, der andere bleibt zurück. Zwei Frauen werden auf einer Mühle mah­ len: die eine wird aufgenommen, die an­ dere bleibt zurück.
Seid also wachsam; denn ihr wißt nicht den Tag, an dem euer Herr kommt. Das aber beachtet: Wenn der Hausvater wüßte, zu welcher Stunde der Nacht der Dieb kommt, so würde er sicher wachen und ließe ihn nicht in sein Haus einbrechen. Darum haltet auch ihr euch bereit; denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht vermutet« (Mt 24, 36-44).

Gebet:

Herr Jesus Christus, du bist aus dem Schoße des Vaters vom Himmel zur Erde gestiegen und hast dein kostbares Blut vergossen zur Vergebung unserer Sünden. Wir bitten dich demütig: Laß uns am Tage des Gerichtes zu deiner Rechten stehen und die Worte vernehmen: Kom­ met, ihr Gesegneten!

Nachfolge Christi – Buch 1 – Kapitel 23:
“Sterblicher, denk ans Sterben!”

  1. Schnell wird es mit dir hienieden geschehen sein. Sieh also, wie es jetzt um dich steht. Heute noch ist der Mensch, und morgen ist er nicht mehr. Und ist er einmal aus den Augen, so ist er auch schnell aus dem Gedächtnis der Men­ schen dahin. Wie ist doch das Herz des Menschen so hart und so stumpf, daß er immer so fest hangt an der Gegen­ wart und nicht hinausblickt auf die Zukunft!
    Alles, was du denkst und tust, alles soll so gedacht und getan werden, als wenn du heut noch sterben müßtest. Wenn du wirklich ein gutes Gewissen hättest, so würdest du nicht sonderlich vor dem Tode zittern. Immer besser, die Sünde meiden, als den Tod fürchten.
    Wenn du heut nicht bereit bist, wie willst du es morgen sein? Der morgige Tag ist ein ungewisser Tag, und wer hat es dir denn verbürgt, daß du ihn noch erleben wirst?
  2. Was nützt es dir, lange zu leben, wenn dein Eifer, bes­ ser zu werden, von so kurzer und von so geringer Wirkung ist? Ach! ein langes Leben macht den Menschen nicht immer besser, macht vielmehr die Zahl seiner Schulden oft noch größer. Hätten wir doch hier auf Erden auch nur Einen Tag recht und gut gelebt!
    Es gibt Leute, die von ihrer Bekehrung an die Jahre flei­ ßig zählen; aber die Frucht der Bekehrung ist doch oft sehr gering. Wenn es für dich so schrecklich ist, zu sterben, so ist es vielleicht noch gefährlicher, länger zu leben.
    Selig, wer die Stunde des Todes immer vor Augen hat und sich täglich zum Sterben rüstet! Wenn du einen Men­ schen sterben siehst, so sprich zu dir: Diesen Weg muß auch ich gehen!
  3. Wenn der Morgen kommt, so rechne damit, daß du vielleicht den Abend nicht mehr erleben wirst. Und, wenn der Abend da ist, so wage es nicht, dir noch den Morgen zu versprechen. So sei immer bereitet, und lebe so, daß dich der Tod nie unbereitet finden kann. Es sterben doch so viele plötzlich und ehe sie es vermuten. Der Menschensohn kommt ja auch in diesem Sinn zur Stunde, wo man es nicht glaubt. Wenn diese letzte Stunde gekommen sein wird, dann wirst du dein ganzes vergangenes Leben in einem völlig anderen Lichte sehen, und es wird dir dein Herz zerreißen, daß du im Guten so nachlässig und lau gewesen bist.
  4. Wie glücklich und klug ist doch der Mensch, der keine andere Sorge kennt, als so zu leben, wie er im Tode wün­ schen wird, gelebt zu haben! Die Welt standhaft schmähen, in allen Tugenden mit Eifer vorwärts dringen, Zucht und Ordnung lieb haben, in strenger Buße und schnellem Ge­ horsam, in Verleugnung seiner selbst und in Erduldung alles Widrigen aus Liebe zu Christus ausharren: das gibt Mut und Zuversicht, selig zu sterben.
    In gesunden Tagen kannst du viel Gutes tun; was du aber in kranken Tagen ausrichten wirst, davon habe ich keinen Begriff. Kranksein macht wenig Menschen besser — Wall­ fahrten wenige heilig.
  5. Vertrau nicht auf Freunde und Verwandte, und schieb die Sorge um dein Heil nicht in die Zukunft hinaus. Die Menschen werden deiner doch viel früher und schneller ver­ gessen, als du es jetzt glauben kannst. Es ist ungleich besser, jetzt, da du noch Zeit dazu hast, dein Geschäft mit aller Vorsicht in Ordnung zu bringen und gute Werke vorauszu- sdiidten als auf fremde Hilfe zu warten. Wenn du jetzt für di* selbst so unbesorgt dahinlebst, wer wird in Zukunft für didi besorgt sein? Jetzt ist die Zeit kostbar, jetzt sind die Tage des Hetls, jetzt ist die Zeit der Gnade. Aber wehe daß du diese Zeit, in der du dir einen Schatz sammeln könn­ test, von dessen Früchten du die ganze Ewigkeit zu leben hättest, nicht besser anwendest! Du wirst vielleicht bald um die Frist Eines Tages, Einer Stunde bitten, um nicht unge­ bessert dahinsterben zu müssen, und wer weiß, ob du sie bekommen wirst.
  6. Sieh doch, lieber Bruder, nimm es doch zu Herzen, wie groß die Gefahr, wie peinlich die Furcht ist, von der dich nur die ernsteste Vorbereitung auf den Tod freimachen kann! So lerne denn jetzt leben, und so leben, daß dir die Todesstunde mehr Freude als Schrecken bringen möge!
    Lerne jetzt der Welt sterben, damit du im Tode mit Christus ewig fortleben kannst. Lerne jetzt alles Vergäng­ liche verschmähen, damit du dann, frei von allen Banden, zu Christus heimgehen kannst. Laß jetzt deinen Leib die Züchtigung der Buße fühlen, damit du einst voll Zuversicht bist.
  7. O du Tor! was schmeichelst du dir mit der Hoffnung, lange zu leben, da du auch nicht auf Einen Tag sicher rech­ nen kannst? Wie viele haben sich betrogen und mußten un­ verhofft von dieser Welt scheiden! Wie oft hast du erzählen hören: dieser ist erstochen worden, jener ertrunken; dieser fiel vom Dache und brach sich den Nacken, jener starb am Tische, der beim Spiele; einen tötete das Feuer, den andern das Schwert, einen dritten die Seuche; einen vierten ermor­ deten Räuber! So sterben alle dahin, und das Leben des Menschen geht wie ein Schatten plötzlich vorüber.
  8. Wer wird deiner nach dem Tode noch gedenken? Wer für dich beten? O Freund, jetzt, jetzt lege die Hand ans Werk und tu, was du tun kannst. Denn du weißt nicht, wann du sterben wirst, und was mit dir nach dem lode ges e en wird. Jetzt, da du noch Zeit hast, jetzt sammle dir unsterb­ lichen Reichtum. Dein Heil sei dein einziger Gedanke, was Gottes ist, deine erste Sorge. Jetzt mache dir die Heiligen Gottes zu Freunden, das heißt, verehre sie und lebe wie sie, damit sie dich bei deinem Scheiden vom Leben in die ewigen Gezelte aufnehmen.
  9. Sei du immer wie ein Fremdling und Gast auf Erden und halte die Dinge der Welt für Geschäfte, die dich nichts angehen. Halte dein Herz frei und in steter Richtung nach oben zu Gott; denn es ist für dich hienieden keine bleibende Stätte. Dorthin sende täglich deine Tränen, Gebete und Seufzer, damit ihnen einst nach dem Tode dein Geist selig nachfolgen und zum Herrn heimgeholt werden möge! Amen.